Heute zeige ich mal ein modernes Schnittmuster, wenn auch inspiriert von den Kleidern der 1940er Jahre: Butterick 6380 von Gretchen "Gertie" Hirsch mit Herzausschnitt, Miederteilchen und Raffungen.
Die erste Hürde bei Butterick ist immer die Größenauswahl, weil Butterick lächerlich große Mehrweiten für Bequemlichkeit vorsieht. Ich ignoriere daher regelmäßig die Körpermaßtabelle und gucke mir nur die Fertigmaße im Schnitt an.
Danach habe ich Größe 22 zugeschnitten. Gemäß der Fertigmaße passt sogar die große Brust rein, aber ich traue solchen Angaben nicht und habe trotzdem ein Probeteil mit FBA gemacht. Das Probeteil hatte dann aber erheblich zu viel Weite an der Brust, also zurück zum Ursprungsschnittmuster und dort habe ich 2cm Mehrlänge am unteren Rand des Brustteiles zugegeben, weil die große Brust mehr Länge braucht. Beim nächsten Mal würde ich noch einen Zentimeter Länge zugeben und ein Zentimeter mehr Weite würde letztlich wohl auch nicht schaden.
Der Ausschnitt wird auf jeder Seite durch einen Riegel gerafft. Die Riegel habe ich nachträglich um zwei Zentimeter verlängert, weil die ursprüngliche Länge zu straff saß und vor allem die Ärmel sehr gestört hat.
Außerdem habe ich den Ausschnitt um einen Zentimeter angehoben, also sowohl vorn an der Brust als auch hinten am Halsausschnitt einen Zentimeter zugegeben. Vorn insbesondere weil es mir ansonsten zu offenherzig wäre und dabei würde ich beim nächsten Mal auch bleiben, aber dann den Zentimeter zur Schulter hin wieder wegnehmen, denn hier wurde mir die Schulter etwas zu lang. Aufgrund der Raffungen fällt die zu lange Schulter zwar kaum auf, aber ich vermute, dass die Ärmel mit passender Schulter dann noch etwas besser säßen.
Statt den Reißer in der hinteren Mitte einzusetzen, habe ich ihn in der linken Seitennaht eingesetzt. Dann braucht man einen kürzeren Reißverschluss und kann das Kleid bequemer schließen. Außerdem erlaubt es, hinten im Bruch zuzuschneiden, wenn die Stoffmenge passt.
Apropos Stoffmenge: Da ist das Kleid mit nur zwei Meter wirklich sparsam. Das kam mir entgegen, denn mehr hatte ich nicht von dem süßen Stoff - ein Baumwollbatist mit kleinen Blümchen, von dem ich leider nicht mehr weiß, woher ich ihn habe.
Trotz der geringen Stoffmenge habe ich das Kleid übrigens um 6cm verlängert, denn der Rockteil ist meines Erachtens nach zu kurz geraten. Bereits beim Abpausen ist mir die geringe Länge aufgefallen und ich habe dann das Futter in der Länge genäht, die eigentlich für den Oberstoff vorgesehen war und für den Oberstoff entsprechend verlängert.
Das Kleid ist bis auf die Ärmel vollständig gefüttert. Ich habe einen Futterstoff in einem grellen Mint gewählt, den ich mir niemals einzeln gekauft hätte; er war Teil eines Konvolutes. Der Futterstoff ist aber ideal, denn er unterstreicht den Grundton des Stoffes und sorgt für guten Kontrast des Musters. Zufällig hatte ich auch passendes Garn für Nähmaschine und Overlock und sogar einen farblich passenden Reißer.
Letztlich habe ich noch die Ärmel um rund 5cm gekürzt, weil sie ansonsten genau unter der Brust endeten und das verbreitert optisch nochmal die ohnehin große Brust.
Vor dem Nähen hatte ich mir bei ein paar anderen Hobbyschneiderinnen die Passform angeguckt und ihre Erfahrungen dazu gelesen; der Vorteil wenn man Schnittmuster erst jahrelang lagert. Einige hatten dann die Puffärmel verringert, weil sie als zu wuchtig empfunden wurden. Statt zu reduzieren habe ich die Nahtzugabe der Ärmel im Oberteil festgesteppt - das sorgt dafür, dass sich der Puff schön legt und die Ärmel nicht so aufspringen.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Kleid - es war leicht zu nähen, sitzt gut und ich finde, es mir steht; mit ein paar Anpassungen sollte es dann noch besser passen. Der sparsame Stoffverbrauch ist ebenfalls verlockend, zumal die Teilungen auch Raum für Kombinationen von verschiedenen Farben oder Stoff lassen. Empfohlen wird für das Kleid außerdem insbesondere Krepp und ich liebe Krepp sehr und habe noch mehrere Kreppstoffe im Schrank. Ich werde das Kleid also auf jeden Fall nochmal nähen!