Mittwoch, 3. Juli 2024

Rüschen und Rosen!


Hier war es still in den letzten Wochen, was aber nicht daran lag, dass ich nichts genäht habe. Ganz im Gegenteil habe ich so viel genäht wie schon lange nicht mehr, denn ich wurde als eine von fünf Kandidatinnen ausgewählt für den SewingStar 2024 von Burda Style und babylock. Dabei handelt es sich um eine Nähchallenge auf Instagram, bei der wir in drei Wochen zu einem vorgegebenen Motto und mit zur Verfügung gestellten Schnittmustern, Stoffen und Materialen ein Outift nähen mußten. Das Motto in diesem Jahr war "Rüschen und Rosen" und meine Stoffe waren eine gemusterte Viskosemischung und ein rosa Viskose; wir durften uns noch weitere Stoffe dazubestellen.


Inzwischen ist die Challenge vorbei und es kann noch bis Freitag, 5. Juli 2024, auf den Instagram-Accounts von Babylock oder Burda Style durch Like abgestimmt werden.

Ich freue mich, falls ihr für mich abstimmt oder wir uns auf Instagram treffen.


Bei dem Motto war bei mir recht schnell klar, dass ich das Kleid 123 aus der Burda 05/2019 nähen werde. Das Modell ist ein neuaufgelegter Schnitt aus der 06/1954 - ein Heft, das ich zufällig auch habe.

Das Kleid zeichnet sich neben dem Tellerrock und dem passenden Stoffgürtel vor allem durch die große Rüsche am Ausschnitt aus - perfekt also für das Motto. Weil das Schnittmuster nur bis Kleidergröße 44 geht, habe ich es um zwei Kleidergrößen vergrößert und außerdem für die große Brust eine FBA (Full Bust Adjustment) gemacht. Damit das Muster immer gut zusammenpasst, musste ich den Tellerrock vierteln. Außerdem habe ich den Tellerrock angefeuchtet und beschwert aushängen lassen, weil sich der Stoff je nach Fadenlauf unterschiedlich stark dehnt, also zipfelig wird. Ich musste dann bis zu 10cm lange Zipfel wieder begradigen.


Außerdem wollte ich die Gelegenheit nutzen und endlich mal einen bauschigen Unterrock, einen Petticoat, nähen. Ich habe dafür Futterstoff und Soft Tüll verwendet. Der Soft Tüll hat den Vorteil, dass er auch unversäubert weder kratzt noch an der Strumpfhose hängen bleibt oder Ähnliches.



Der rosa Viskosestoff war für mich zunächst nur schwer einzusetzen - zu fein und blusig für eine Jacke und noch eine Bluse oder einen Rock über das Kleid zu setzen, fand ich auch nicht so ideal. Der Gatte meinte, dass mir noch ein Jäckchen fehlt, am besten ein Bolero. Ich hatte zum Glück auch um einen roten Leinen als zusätzlichen Stoff gebeten und habe also daraus einen Bolero genäht, den ich dann mit dem Viskosestoff gefüttert habe. Der Schnitt ist ebenfalls aus der Burda 06/1954.


Damit auch Rosen vorhanden sind, habe ich anschließend noch ein Hütchen gebastelt und dort eine kleine Rose aus dem rosa Viskosestoff aufgenäht. Weil ich das noch zu wenig Rosen fand, habe ich danach noch eine Rosentasche genäht - ebenfalls aus dem roten Leinen und gefüttert mit der rosa Viskose.

Und so habe ich in drei Wochen ein ganzes Outfit zum Motto Rüschen und Rosen genäht; weil das zeitlich schon sehr ambitioniert war, konnte ich hier darüber bislang nicht berichten, aber das hole ich nach. Obwohl ich anfangs nicht so glücklich mit den Farben und dem Muster war, finde ich das Outfit jetzt am Ende doch sehr schön.

Aktuell wird bei Instagram von der Community abgestimmt und am Samstag wird zusätzlich eine Jury die verschiedenen Outfits bewerten und dann wird die Gewinnerin ermittelt.

Mittwoch, 1. Mai 2024

Fertig: Hemdbluse von 1940 aus Resten!

Wer schon länger hier mitliest, wird vermutlich nur noch gelangweilt mit den Augen rollen - schon wieder eine Hemdbluse!


Ja, es ist nicht die erste Hemdbluse und ich fürchte, dass es auch nicht die Letzte sein wird.

Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass diese Bluse nicht geplant war! Sie ist das Ergebnis eines Einkaufsbummels in dem Hosenrock und der Feststellung, dass der Baumwollreststoff von 70cm für 2,80 Euro ideal zum Hosenrock passt. Und weil ich auch noch Reste vom Hosenrock hatte, ergab sich alles andere von selbst.


Den Hosenrock aus bordeauxrotem Viskosekrepp hatte ich bereits gezeigt; das Schnittmuster ist von Burda Hosenrock #126 aus 06/2015. Der Hosenrock wird oft und gern getragen und lässt sich vielseitig kombinieren.


Von dem Viskosekrepp habe ich einige mittelgroße Reststücke aufbewahrt. Ich kann mich so schlecht von Resten trennen - die kann man immerhin noch für Taschen oder Kleinigkeiten nutzen und was, wenn am Hosenrock der stoffbezogene Knopf verloren ginge und ich hätte keinen Reststoff davon?


Nun kann man Reste aber nicht nur sammeln, denn irgendwann reichen die zwei vorgesehenen Kisten dafür nicht mehr, also müssen sie auch verbraucht werden. Glücklicherweise waren solche Sparsamkeiten auch in den 1940er Jahren sehr beliebt und so sind Kleidungsstücke aus zweierlei Stoff in der Mode oft zu sehen. Das habe ich mir hier zu nutze gemacht und aus dem Viskosekrepp sowohl Schulterpassen gemacht wie auch die Ärmel zugeschnitten und die schon besagten Knöpfe damit bezogen.

Den Übergang an den Passen habe ich sicherheitshalber nochmal dunkelrot abgesteppt, dann liegen die Zugaben wirklich immer richtig und der Übergang ist weniger abrupt. Außerdem habe ich dort, wo die verschiedenen Stoffe verbunden sind, den Oberfaden in dunkelrot und den Unterfaden in rosa gewählt, dann drückt sich auch farblich an der Naht nichts durch.


Dabei muss man bei Resten nehmen, was sie halt hergeben und so konnte ich aus dem rosa Baumwollstoff, mit dunkelroten Stempeln und weißen Blüten, gerade so Vorder- und Rückenteil sowie die Belege für die vordere Mitte und den hinteren Halsausschnitt herausholen; die Belege musste ich gegen den Fadenlauf schneiden, aber weil die ohnehin noch mit Vlieseline beklebt wurden, ist der Fadenlauf hier nicht so wichtig. Für einen Kragen hätten weder der Baumwollstoff noch der Viskosekrepp gereicht.

An die nun kragenlose Bluse mussten auch etwas kürzere Ärmel als vorgesehen, weil der Krepp mehr nicht hergab.


Doch all das stört gar nicht - die Bluse ist wunderbar geworden! Zwar ist der Baumwollstoff noch etwas steif und der Viskosekrepp wirkt ein wenig dunkler als im Hosenrock, aber das dürfte sich nach ein oder zwei Wäschen von allein geben.


Ich mag die Kombination von Bluse und Hosenrock sehr gern - beides lässt sich natürlich auch getrennt tragen. Und so bin ich sowohl über das Ergebnis sehr zufrieden als auch darüber, dass die Stoffrestekiste etwas leerer ist - und zu meiner eigenen Beruhigung ist sogar immernoch ein kleines Stück Viskosekrepp übrig für den noch zu verlierenden Knopf!

Mittwoch, 3. April 2024

Fertig: Butterick 6380 - Kleid mit Herzausschnitt und Raffungen!

Heute zeige ich mal ein modernes Schnittmuster, wenn auch inspiriert von den Kleidern der 1940er Jahre: Butterick 6380 von Gretchen "Gertie" Hirsch mit Herzausschnitt, Miederteilchen und Raffungen.


Die erste Hürde bei Butterick ist immer die Größenauswahl, weil Butterick lächerlich große Mehrweiten für Bequemlichkeit vorsieht. Ich ignoriere daher regelmäßig die Körpermaßtabelle und gucke mir nur die Fertigmaße im Schnitt an.

Danach habe ich Größe 22 zugeschnitten. Gemäß der Fertigmaße passt sogar die große Brust rein, aber ich traue solchen Angaben nicht und habe trotzdem ein Probeteil mit FBA gemacht. Das Probeteil hatte dann aber erheblich zu viel Weite an der Brust, also zurück zum Ursprungsschnittmuster und dort habe ich 2cm Mehrlänge am unteren Rand des Brustteiles zugegeben, weil die große Brust mehr Länge braucht. Beim nächsten Mal würde ich noch einen Zentimeter Länge zugeben und ein Zentimeter mehr Weite würde letztlich wohl auch nicht schaden.


Der Ausschnitt wird auf jeder Seite durch einen Riegel gerafft. Die Riegel habe ich nachträglich um zwei Zentimeter verlängert, weil die ursprüngliche Länge zu straff saß und vor allem die Ärmel sehr gestört hat.

Außerdem habe ich den Ausschnitt um einen Zentimeter angehoben, also sowohl vorn an der Brust als auch hinten am Halsausschnitt einen Zentimeter zugegeben. Vorn insbesondere weil es mir ansonsten zu offenherzig wäre und dabei würde ich beim nächsten Mal auch bleiben, aber dann den Zentimeter zur Schulter hin wieder wegnehmen, denn hier wurde mir die Schulter etwas zu lang. Aufgrund der Raffungen fällt die zu lange Schulter zwar kaum auf, aber ich vermute, dass die Ärmel mit passender Schulter dann noch etwas besser säßen.


Statt den Reißer in der hinteren Mitte einzusetzen, habe ich ihn in der linken Seitennaht eingesetzt. Dann braucht man einen kürzeren Reißverschluss und kann das Kleid bequemer schließen. Außerdem erlaubt es, hinten im Bruch zuzuschneiden, wenn die Stoffmenge passt.

Apropos Stoffmenge: Da ist das Kleid mit nur zwei Meter wirklich sparsam. Das kam mir entgegen, denn mehr hatte ich nicht von dem süßen Stoff - ein Baumwollbatist mit kleinen Blümchen, von dem ich leider nicht mehr weiß, woher ich ihn habe.


Trotz der geringen Stoffmenge habe ich das Kleid übrigens um 6cm verlängert, denn der Rockteil ist meines Erachtens nach zu kurz geraten. Bereits beim Abpausen ist mir die geringe Länge aufgefallen und ich habe dann das Futter in der Länge genäht, die eigentlich für den Oberstoff vorgesehen war und für den Oberstoff entsprechend verlängert.


Das Kleid ist bis auf die Ärmel vollständig gefüttert. Ich habe einen Futterstoff in einem grellen Mint gewählt, den ich mir niemals einzeln gekauft hätte; er war Teil eines Konvolutes. Der Futterstoff ist aber ideal, denn er unterstreicht den Grundton des Stoffes und sorgt für guten Kontrast des Musters. Zufällig hatte ich auch passendes Garn für Nähmaschine und Overlock und sogar einen farblich passenden Reißer.


Letztlich habe ich noch die Ärmel um rund 5cm gekürzt, weil sie ansonsten genau unter der Brust endeten und das verbreitert optisch nochmal die ohnehin große Brust.

Vor dem Nähen hatte ich mir bei ein paar anderen Hobbyschneiderinnen die Passform angeguckt und ihre Erfahrungen dazu gelesen; der Vorteil wenn man Schnittmuster erst jahrelang lagert. Einige hatten dann die Puffärmel verringert, weil sie als zu wuchtig empfunden wurden. Statt zu reduzieren habe ich die Nahtzugabe der Ärmel im Oberteil festgesteppt - das sorgt dafür, dass sich der Puff schön legt und die Ärmel nicht so aufspringen.



Ich bin sehr zufrieden mit dem Kleid - es war leicht zu nähen, sitzt gut und ich finde, es mir steht; mit ein paar Anpassungen sollte es dann noch besser passen. Der sparsame Stoffverbrauch ist ebenfalls verlockend, zumal die Teilungen auch Raum für Kombinationen von verschiedenen Farben oder Stoff lassen. Empfohlen wird für das Kleid außerdem insbesondere Krepp und ich liebe Krepp sehr und habe noch mehrere Kreppstoffe im Schrank. Ich werde das Kleid also auf jeden Fall nochmal nähen!

Mittwoch, 6. März 2024

Fertig: Tulpenkleid aus der neue Schnitt von 04/1951!

Mit Schwung in den Frühling und Sommer geht's für mich in meinem neuen Kleid.


Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, die schönen Stoffe aus meinem Vorrat zu vernähen. Diese zauberhafte Viskose habe ich schon länger - ich glaube, dass ich sie bei Karstadt gekauft habe, aber ganz sicher bin ich nicht mehr.


Der Schnitt stammt aus der Zeitschrift der neue Schnitt 04/1951. Das Kleid hat viele Raffungen, so ist es an der Schulter, unter der Brust, am Rücken und an den seitlichen Rockteilen gerafft. Und sogar das vordere Miederteil wird an der Seitennaht gerafft. Durch die vielen Raffungen braucht das Kleid recht viel Stoff, aber schwingt sehr schön.


Die Details in der Schnittführung und die Steppnähte am Miederteilchen gehen durch das Muster leider unter. Das Miederteil habe ich nur mit leichter Vlieseline beklebt und die Schulterpolster weggelassen, damit es locker und leicht bleibt. Die Ärmelausschnitte sind mit Schrägband aus gleichem Stoff versäubert, am Ausschnitt habe ich einen Beleg gefertigt und der Rocksaum ist doppelt eingeschlagen und festgesteppt. Füttern brauchte ich das Kleid nicht, denn trotz der hellen Farbe ist der Stoff blickdicht - einer der Gründe, warum ich ihn gekauft habe.


An der Brust habe ich etwas Länge zugegeben, damit das Miederteil auch wirklich unter der Brust sitzt. Den Reißer in der Seite konnte ich weglassen, das Kleid ist weit genug und wird vor allem durch die Bindebänder in der Seite auf Figur gebracht.


Insgesamt bin ich ganz zufrieden. Obwohl ich es immer wieder versuche, will der Funke bei angeschnittenen Ärmeln einfach nicht überspringen - das Geknittere unter den Armen nervt mich ebenso wie die Tatsache, dass ich meine Arme nur bis auf Schulterhöhe heben kann. Letztlich ist mir das Kleid in der Schnittführung und mit den Raffungen auch zu lose, aber es wird im Sommer und bei Hitze, wenn ich dann auch froh über die lose Passform bin, bestimmt ein Hit werden.

Mittwoch, 7. Februar 2024

Fertig: Gerader Rock mit Taschen und Riegel!


Ich zeige heute einen geraden Rock mit einigen Details, insbesondere in der Taschengestaltung.

Vorbild für den Rock ist ein Exemplar aus dem Katalog von Sears & Roebuck aus dem Jahr 1956, der mir auf pinterest begegnet ist. Zufällig hatte ich einen ganz ähnlichen Stoff, nämlich einen groben Wollstoff mit bunten Stipseln, der mit seinen knapp 1,2m Länge für mehr als einen geraden Rock auch nicht gereicht hätte.


Ich habe mir ein einfaches Rockschnittmuster ausgesucht (aus Schwabe der neue Schnitt von 05/1950). Dann habe ich die Taschen mit der schwarzen Paspel vorgesteckt. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die Tasche am besten dem seitlichen Reißer nicht ins Gehege kommt. Anschließend die Tascheneingriffe, Taschenbeutel und seitlichen Vorderteile abgezeichnet.

Weil der Stoff nicht ganz reichte, musste ich die seitlichen Vorderteile quer zum Fadenlauf zuschneiden und den Bund auch stückeln.


Der Rock ist komplett gefüttert, wobei ich vorn in der Kellerfalte das Futter einfach offen gelassen habe. Außerdem habe ich die Riegel jeweils rechts auf rechts mit Paspel genäht, gewendet und anschließend zwischen Oberstoff und Rockfutter gefasst. Die Riegel sind nur punktuell an den stoffbezogenen Knöpfen angenäht.

Der Bund hat dann noch Garnschlaufen bekommen - den Gürtel hat der Gatte mir geliehen, er ist etwas zu breit für meinen Bund, aber wird noch ersetzt.

Der Pullover ist übrigens auch selbst genäht; hier hatte ich ihn schonmal gezeigt.


Mit dem Ergebnis bin ich letztlich ganz zufrieden. Ich finde, dass der Rock dem Original optisch sehr nahe kommt und ich mag die großen Taschen. Etwas skeptisch bin ich noch, weil der Rock am Po ein bisschen zu eng und an der Taille etwas zu weit sitzt, dadurch verzieht sich die Seitennaht ein wenig, aber bevor ich alles wieder aufmache, warte ich mal ab, ob sich der Rock nicht trotzdem bewährt.


Und weil ich davon hier auch ab und an berichtet habe, darf ich abschließend noch verkünden, dass ich meine Promotion erfolgreich abgeschlossen habe und mich nun Doktor der Verwaltungswissenschaften nennen darf! Ich bin sehr stolz und erleichtert - auch weil es nun endlich geschafft ist und ich wieder mehr nähen kann.

Sonntag, 21. Januar 2024

Werkzeuge beim Nähen: Bügelholz/Clapper!


Ein Bügelholz (engl. Clapper) dient dazu, Nahtzugaben, Abnäherinhalte oder andere dicke Stellen schön flach zu bekommen.

Insbesondere bei sehr dicken Stoffen oder wenn viele Stofflagen aufeinandertreffen, wie beim Patchworken, ist es gar nicht so einfach die Lagen flachzubügeln; teilweise kommt noch dazu, dass die Stoffe nicht allzuviel Hitze vertragen wie bei Wollstoffen. Statt also den Stoff mehrfach der Hitze auszusetzen, wird die zu plättende Stelle einmal so heiß wie möglich und soweit verträglich mit Dampf gebügelt, dann wird sofort das Bügelholz draufgelegt und man lässt die Stelle auskühlen; bei Bedarf kann das Bügelholz mit der Hand noch leicht auf den Stoff gepresst werden. Durch das Gewicht des Bügelholzes und das langsame Auskühlen bleibt der Stoff danach schön flach und richtet sich nicht wieder direkt auf.


Auf dem Bild seht ihr die Abnäher in einem Rock aus Wollstoff - links einmal gebügelt und mit Bügelholz auskühlen gelassen, rechts sogar zweimal gebügelt. Man erkennt sofort, dass sich der Abnäher links viel schöner legt; sowohl an der Spitze, die sich sonst bei dicken Stoff besonders schlecht flachbügeln lässt, als auch am Rand, wo ja der Bund noch gegengenäht werden muss - gut gebügelt ist eben halb genäht!

Das Bügelholz haben wir - genauso wie meinen Bügelamboss - aus einer 28mm starke Buchenplatte aus dem Baumarkt herausgesägt. Buche ist ein Hartholz, harzt nicht und ist wenig empfindlich gegenüber der Hitze und Feuchtigkeit aus dem Bügeleisen und daher perfekt geeignet für solche Werkzeuge. Mein Bügelholz ist 20cm lang und 5cm breit. Wir haben es ordentlich geschliffen, damit es schön glatt ist und nicht am Stoff hängen bleibt. Bügelhölzer kann man auch kaufen, aber es ist wirklich leicht sie selbst zu machen - Länge, Breite und Form kann man ganz nach dem eigenen Bedarf individuell erstellen.

Habt ihr ein Bügelholz? Oder baut ihr euch vielleicht demnächst eines?

Wer es nicht so mit Holz hat, kann übrigens aus Stoffresten ein Bügelei nähen - auch eine unverzichtbare Bügelhilfe, die sich hilfsweise auch zum Flachpressen von auskühlenden Nähten eignet.

Mittwoch, 3. Januar 2024

Rückblick und gute Vorsätze!

Traditionell beginnt das Jahr mit einem Rückblick auf das letzte Nähjahr - wobei es bei mir eher ein Halbnähjahr geworden ist, weil ich bis Juli noch an der Doktorarbeit saß. Im Januar ist die mündliche Verteidigung, dann steht noch die Veröffentlichung an und danach kann ich dieses Kapitel dann endlich abschließen!

Trotzdem kann ich einige genähte Teil vorweisen! Um es mir ein bisschen einfacher zu machen, nutze ich einfach das Bild, welches ich bei Instagram verwandt habe - die Modelle sind sortiert nach den dortigen Likes.

Obere Reihe: Der weinrote Hosenrock #126 aus der Burda 06/2015; die karierte Winterjacke #115 aus Burda 10/2020; das Wollkleid aus Schwabe der Neue Schnitt 1/1951.

Mittlere Reihe: Das Herrenhemd nach Simplicity 4760, die Hemdbluse aus der Praktischen Damen- und Kindermode 12/1940 und unser Igel Igorlinchen, die wir im Sommer krank im Garten aufgegriffen und gesund gepflegt haben.

Untere Reihe: Die kurze Hose passend zum Hemd (nicht verbloggt), die Weihnachtsbluse sowie ein weiteres Herrenhemd (nicht verbloggt) nach den oben genannten Schnitten!

Einen Liebling habe ich nicht - alle Teile haben sich wunderbar in die Garderobe eingefügt!

Und in diesem Jahr? Gute Vorsätze haben ja leider so einen schlechten Ruf - meistens gehen sie irgendwie mit Verzicht und Verboten einher (weniger Süßigkeiten, weniger Alkohol, keine Stoffe kaufen usw.). Da habe ich allerdings gar keine Lust drauf - ich will mehr:
  • Mehr Nähen! Obwohl beruflich ein arbeitsreiches Jahr vor mir liegt, habe ich mit Abschluss der nebenberuflichen Fortbildung endlich wieder Freizeit!
  • Mehr Stoffe aus dem eigenen Lager! Ich bin Hamster und Schnäppchenjägerin - ein unschlagbarer Preis? Ich bin dabei und werde es auch künftig sein, aber es ist so schade, um die schönen Stoffe, die hier liegen, also sollen die vorrangig vernäht werden!
  • Mehr Abwechslung! So schön und praktisch bekannte Schnittmuster auch sind, aber ich habe Lust auf neue Herausforderungen und unbekannte Schnitte. Eine Hose für den Gatten steht ganz oben auf der Liste.
  • Mehr Wissen! Hier gab es immer mal wieder Beiträge zu Schnittmusteranpassungen, zu Verarbeitungstechniken und Ähnlichem - am meisten gelernt habe ich dabei vermutlich selbst. Habt ihr Wünsche dazu?
  • Mehr draußen! Ich liebe es draußen in der Sonne zu sitzen, aber meine Hände brauchen etwas zu tun - vielleicht geht es euch auch so? Ganz oben auf meiner Liste steht also etwas für mobile Handarbeiten - vielleicht was Häkeln? Oder Sticken?
  • Mehr gutes Essen und Bewegung! Ja, das darf natürlich auch nicht fehlen - nach sechs Jahren ständigem Zeitdruck und viel Sitzen will ich auch wieder mehr für mich und meine Gesundheit tun.

Soweit also von mir und meinen Plänen, die nun noch konkret und mit Leben gefüllt werden müssen! Was die anderen im letzten Jahr genäht haben und vielleicht auch was sie dieses Jahr vor haben, findet ihr übrigens beim MeMadeMittwoch!

Und ich möchte auch auf die monatlichen Stoffspielereien hinweisen - immer am Ende des Monats werden sehr coole Ideen und Techniken zu einem Thema gesammelt! Macht doch mal mit!

Sonntag, 24. Dezember 2023

Fertig: Weihnachtsbluse!


Gestern hat es hier geschneit und bevor der Schnee sich in Regen verwandelte, war nochmal kurz alles weiß! Wir haben Plätzchen gebacken, Weihnachtsmusik gehlört und das Haus für den Weihnachtsbesuch geputzt - kann es denn noch festlicher werden? Ja, mit der passenden Weihnachtsbluse!


Den Schnitt aus der Praktischen Mode 12/1940 habe ich bereits unzählige Male genäht, aber dieses Mal mit halblangen Ärmeln und einem kleinen Stehkragen - vielleicht brauche ich noch eine Bluse mit Schluppe, aber der Stoff gab mehr nicht her.

Den Wollrock habe ich schon 2017 zum Weihnachtskeid-Sewalong genäht; damals zusammen mit dem großartigen Pullover für den Gatten.


Der Baumwollsatin von Poppy Ray ließ sich ingesamt gut verarbeiten, aber wie meistens bei Stoffen, die nicht durchgefärbt sind, drückt sich hier und da an der Naht die weiße Rückseite durch. Aber weil der Schnitt nur wenige Nähte hat, macht das nichts weiter.

Außerdem duldet der Stoff mit den kräftigen Farben nur zurückhaltende Kombinationspartner - mit farbigen Röcken wirkt es zu bunt und unruhig.


Ich bin zufrieden mit der Bluse - sie ließ sich gewohnt gut nähen, passt und ich mag das Muster wirklich sehr gern. Insofern ist die Bluse ein wundervoller Abschluss für dieses Jahr und damit reihe ich mich ein beim Weihnachtskleid-Sewalong des MeMadeMittwoch und wünsche euch ein wunderbares Weihnachtsfest, geruhsame Feiertage und einen guten Rutsch in ein friedliches Jahr 2024.

Sonntag, 10. Dezember 2023

Weihnachtskleid Sew-Along 2023! - Zwischenstand

Heute ist schon der erste Zwischenstand für den Weihnachtskleid Sew-Along beim Team vom MemadeMittwoch. Nachdem ihr mir versichert habt, dass ein bekannter Schnitt kein Schummeln ist, bin ich gut vorangekommen die Woche. Alles ist zugeschnitten und die ersten Nähte sind auch gemacht. Weil der Stoff nicht durchgefärbt ist, habe ich mehrere Nähproben machen müssen, um zu gucken, mit welcher Nadel die Naht am besten gelingt und die weiße Rückseite nicht durchdrückt. Entsprechend nähe ich auch mit relativ großen Stichen.

Die Overlock ist auch schon zum Einsatz gekommen - wie meistens habe ich keine vier gleichen Garnfarben verwendet, sondern mische die Farben, weil ich das spannender und attraktiver finde.


Ich bin also sehr gut im Zeitplan und ganz nebenbei kommt auch das erste Hemd für den Gatten gut voran.

Mittwoch, 6. Dezember 2023

Fertig: Burda Jacke #115 aus 10/2020!


Heute zeige ich meine Jacke für den Herbst und Winter nach dem Schnitt #115 aus der Burda 10/2020, wobei dieser Schnitt einen Jackenschnitt aus der allerersten Ausgabe der Burda Moden von 1950 aufgegriffen und neu aufgelegt hat.


Der Schnitt zeichnet sich einerseits durch die Schnittführung mit angeschnittenen Ärmeln und taillierter Form und andererseits durch die Details wie Steppnähte, Pelzbesätze und den geknöpften Gürtel aus. Außerdem erhält die Jacke durch die Verarbeitung von gemustertem Stoff, wie hier einem Karomuster, einen besonderen Dreh.


Gerade die Verarbeitung des Stoffes war für mich eine echte Herausforderung, denn ich wollte gern einen Stoff aus dem Vorrat verwenden, der aus zweiter Hand war und daher nur 2,2m hergab und zudem ein Mottenloch hatte, das umgangen werden musste. Burda sah für die Jacke mindestens 2,85m vor.

Nun weiß ich, dass Burda häufig sehr großzügig mit seinen Stoffangaben ist, daher wollte ich es trotzdem versuchen und habe also einige Stunden investiert und meine Schnittteile in verschiedenen Konstellationen auf das vorhandene Stoffstück gelegt. Und letztlich ist es gelungen - wenn die Jacke auch 3cm kürzer ist als vorgesehen, das Muster an den Ärmelnähten nicht passt und ich die Taschenbeutel sowie Saumbesätze stückeln musste. Außerdem habe ich das untere Rückenteil im schrägen Fadenlauf zugeschnitten, was mir aber auch optisch sehr gut gefällt und was ich vermutlich auch bei ausreichend Stoff erwogen hätte.


Insgesamt bin ich aber sehr begeistert wie gut das Muster passt - gerade auch in der vorderen Mitte und am Übergang zu den seitlichen Vorderteilen habe ich mir Zeit gelassen und mit viel Sorgfalt zugeschnitten, festgesteckt und genäht.


Anpassungen gab es auch einige: Ich habe den Schnitt um zwei Kleidergrößen auf Größe 48 vergrößert, danach habe ich am Oberteil mit seinen Teilungsnähten eine Brustanpassung (Full Bust Adjustment) vorgenommen. Die Teilungsnaht lief aber an mir nicht wie gedacht, so war die Brustanpassung viel zu hoch geraten und am Probestück wölbte sich der Stoff deutlich oberhalb der Brust. Also nochmal von vorn und nun sitzt es fast richtig - sollte ich den Schnitt nochmal nähen, werde ich den Brustpunkt weitere 2cm nach unten verlegen.

Außerdem habe ich bei der Schulternaht ein festes Band mitlaufen lassen, damit der Wollstoff sich dort nicht aushängt und ich habe Schulterpolster eingenäht, die zwar im Schnitt nicht vorgesehen waren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das Original solche hatte. Außerdem sieht die Schulterlinie mit Polstern einfach besser aus und der Stoff wirft weniger Falten - gerade in Bewegung.

Und falls jemand den Schnitt nähen möchte, kann ich nur empfehlen, die Steppnähte an den Vorderteilen erst nach dem Verbinden von Ober- und Unterteil abzusteppen; es ist schon herausfordernd genug, alle Muster und Nähte aufeinandertreffen zu lassen, da muss man es sich mit weiteren Nähten nicht noch extra schwer machen.


Der Kunstpelz, der an Persianer erinnert, und ein paar Druckknöpfe mussten dazugekauft werden, aber alle anderen Materialien wie Knöpfe, Garn und passendes Futter waren vorhanden. Zusätzliche Wattierung oder Einlage habe ich bis auf die normale Bügeleinlage nicht verwendet, sodass die Jacke nicht unbedingt für erhebliche Minusgrade geeignet ist, aber einen langen Spaziergang durch die verschneite Landschaft mit Schneebällen hat sie bereits zufriedenstellend absolviert.


Unter der Jacke trage ich ebenfalls Selbstgenähtes, nämlich ein rotes Oberteil aus Strickstoff und einen grauen Rock.

Jedenfalls bin ich äußerst zufrieden damit, wie die Jacke geworden ist und fühle mich sehr wohl darin!
[verlinkt beim MeMadeMittwoch]