Wer sich für alte Schnittmuster und Strickanleitungen interessiert, wird schnell feststellen, dass die Auswahl da gar nicht so klein war. Dennoch ist es schwer sich zurecht zu finden. Welche Hefte gab es überhaupt? Für einen kleinen Überblick in den 30er bis frühen 60er Jahren soll die nachfolgende Aufzählung sorgen. Unterschieden werden dabei Zuschneidesysteme, Zeitschriften sowie Schnittmuster.



Diese Aufzählung ist sicherlich nicht vollständig. Falls ihr also noch andere Hefte, eingscannte Ausgaben oder weitere Informationen zu den genannten habt, dann immer her damit - ich ergänze sie gern.

Zuschneidesysteme

Zuschneidesysteme sind damals wie heute recht beliebt, da sie für alle Größen geeignet sind. Anders als heutzutage gab es damals in Handarbeitszeitschriften keine Mehrgrößenschnitte, sodass in den normalen Heften je nach Figur häufig nur eine handvoll Modelle geeignet zum Nachschneidern oder -stricken war. Die Zuschneidesysteme hatten jedoch den Nachteil, dass alle Schnitte trotzdem noch angepasst werden mussten. Insbesondere Abnäher und Schulternbreite stellen die Nähanfängerin dort vor Probleme, sodass die Zuschneidesysteme vor allem für etwas geübtere Näherinnen zu empfehlen sind.

Der Goldene Schnitt / Lutterloh
1935 gab Frau A. Aigenberger in Hamburg erstmals das Mehrgrößensystem "Der Goldene Schnitt" heraus. Verkleinerte Schnittmuster wurden mit Hilfe eines speziellen Maßbandes auf die gewünschte Größe vergrößert und konnten so passgenau zugeschnitten werden.

Nach einem Umzug nach Wien gab Frau Luise Aigenberger den Goldenen Schnitt heraus, bis der Lutterloh-Verlag in Lüneburg ihn aufkaufte. Der Lutterloh-Verlag [inzwischen sesshaft in Lindau] vermarktet das Zuschneidelehrwerk bis heute.

Für die Schneiderei der 40er und 50er Jahre sind die ersten 6 Auflagen des Goldenen Schnittes interessant. Erstmals erschienen 1935, danach 1939 als Buchkassette.  Es folgen die Auflagen aus 1941, 1949 [die Ausgabe ohne Datumsangabe], 1951 [als Lutterloh's Zuschneidewerk] sowie 1954/1956 [als Das Weltmass und erweitere Ausgabe]. Zudem gibt es diverse Ergänzungshefte, die schon ab der ersten Auflage regelmäßig herausgegeben wurden. Die Ergänzungshefte wurden fortlaufend durchnummeriert. Heft 75 schließt im Winter 1959 die 50er Jahre ab.

Ausführliche Bildersammlungen findet ihr hier oder hier.

Ergon Schnittmuster
Das österreichische Zuschneidesystem arbeitet ähnlich wie der Goldene Schnitt mit einer Umrechnung nach Maßtabelle.

Frohne Schnittzeichner
Frohne ist ebenfalls ein Zuschneidewerk mit kleinen Musterkarten, die mit Hilfe eines Pantograph [Storchenschnabels] auf die gewünschte Größe gebracht werden. Die erste Ausgabe der Frohne Modelle kam ebenfalls um 1935 heraus. Folgemodelle wurden bis 1978 von der Gustav Frohne & Co. in Schötmar herausgebracht.

Schnitt-Technik-System M. Müller & Sohn
Anders als die meisten anderen Schnitt- bzw. Zuschneidesysteme richtet sich das Schnitt-Technik-System M. Müller & Sohn an die Fachschneider. Es wird somit ein anderer Wissenstand vorausgesetzt, aber auch ein anderes Niveau vermittelt. Während im Bereich der Haus- und Hobbyschneider vor allem die Damen- und Kindermode im Mittelpunkt stand, zeigt das Inhaltsverzeichnis der 1910 erschienen vierten Auflage des "System der Zukunft" vor allem den Schwerpunkt in der Herrenmaßschneiderei. Bis heute wurden diverse Fachbücher zur Damen- und Herrenschneiderei herausgebracht, die von dem regelmäßig erscheinenden Heft »Rundschau begleitet werden.

Das Gesamtprodukt M. Müller & Sohn sowie Rundschau ist damit das älteste noch erscheinende Fachwerk in der Schneiderei.


Unger Schnitte
Von Ernst Unger Ende der 30er Jahre herausgegebenes Zuschneidesystem mit eigenem Maßstab.
Und ein paar Bilder von der Unger Strick- und Häkelkleidung seht ihr hier.

Zeitschriften

Schneider-, Strick- und Modezeitschriften alphabetisch geordnet.

Insbesondere in den 50er Jahren waren viele der Zeitschriften nicht nur Schneidergrundlage, sondern auch Unterhaltung. Schließlich sollten die Frauen einen Teil ihres Haushaltsgeldes für das Heft ausgeben, also wurden diese umfangreicher. Neben Anleitungen für Strick und Schneiderei gab es Rezepte, Einrichtungsratgeber, Schönheitstipps, eine Seite für Kinder und eine für den Herrn.

Die meisten Zeitschriften erschienen monatlich und konnten häufig auch abonniert werden.

ABC Schweizer Strickjournal
Zunächst erschienen im Baseler Verlag Birkhäuser von 1938 und dann bis 1956 als Beilage der Schweizer Hausfrau oder einzeln beim Verlag anzufordern. Ein Vorgänger der Schweizer Hausfrau wurde übrigens einige Jahrzehnte vorher vom Ullstein-Verlag erstmals herausgegeben.
Bis 1960 dann noch herausgegeben im eigenen Verlag Schweizer Hausfrau und dann umgewandelt in den Wochenspiegel.

Aus Garn und Wolle
1950 nochmals für 3 Monate als »Frauenfleiss im Sachsenverlag wurde aus der Zeitschrift im Verlag der Frau schnell die Zeitschrift Aus Garn und Wolle. Im Jahr 1962 wurde das Heft mit der Nr. 53 eingestellt.

Berlins Modenblatt
Anfangs war Berlins Modenblatt [erstmals erschienen 1945 im Chery-Verlag] eine reine Modezeitschrift. Erst im Jahr 1949 wandelte es sich in eine Handarbeitszeitschrift mit Schnittmustern. Nach Übernahme durch den Evers-Krenz-Verlag ging Berlins Modenblatt in die »Praktische Mode ein.
Hier könnt ihr die Modelle der Ausgabe Juni 1952 anschauen und hier ist eine wundervolle Auflistung von verschiedenen Covern.

Beyers Handarbeit und Wäsche - Strickmoden
Seit 1951 für zehn Jahre erschienen im Wiesbadener Beyer Verlag. Danach bis 1963 als Beyer-Strickmoden herausgegeben und dann in »Beyers Mode eingegangen

Beyers Mode für alle / Beyers Mode
Von 1922 bis 1945 noch erschienen im Leipziger Beyer-Verlag, aber seit 1951 ebenfalls erschienen im Wiesbadener Beyer Verlag. Ab 1963 zusammen mit der Beyers Strickmoden als Beyers Mode herausgebracht. Dann kurze Zeit als Beyer-Burda und schließlich 1964 in den »Burda-Verlag eingegangen.

Beyers Modenblatt
Der Verlag Otto Beyer, gegründet 1890 in Leipzig, anässig in Berlin, Wiesbaden und Leipzig, war lange Zeit einer der größten Verlage Deutschlands.
Beyers Modenblatt erschien erstmals 1922 und wurde schließlich 1937 mit der »Deutschen Moden-Zeitung vereint.

Beyers Monatsblatt für Wäsche und Handarbeit
Beyers Monatsblatt erschien bereits im Jahr 1926 und wurde im August 1951 dann in »Beyers Handarbeit und Wäsche umgewandelt. Eine Ausgabe aus 1938 seht ihr zB hier.

Breuer Moden / Effi Moden
Gegründet 1948 als Schnittmusterverlag von Elfriede Breuer und finanziert vom Buchdrucker Franz Burda [Ehemann der Aenne Burda] wurde der Verlag im Jahr 1949 in den Verlag Effi Moden mit Schnittmustern und eigenem Heft umgewandelt. Es gibt entsprechend wenig Ausgaben der Effi-Moden. Im Oktober 1949 wurde der Verlag in den Favourit-Verlag bzw. »Burda-Verlag umgewandelt und Elfriede Breuer musste gehen.

Brigitte / Das Heft der Hausfrau
Hervorgagengen aus Dies Blatt gehört der Hausfrau war das Blatt der Hausfrau vor allem im Raum Berlin verbreitet. 1952 übernommen vom Hamburger Verlag Gruner & Jahr wurde daraus die Brigitte.

Burda
Im Jahr 1950 kam die erste Burda Moden [vorher von Oktober bis Dezember 1949 als Favourit] heraus. Frau Aenne Burda übernahm dazu den Verlag »Effi-Moden von der Geliebten ihres Mannes und gab ihre eigene Zeitschrift heraus.

Constanze Strickmoden
Constanze war zunächst eine umfassende Frauenzeitschrift. Erst seit 1951 gibt es auch Constanze Strickmoden, die als Sonderhefte erschienen [hier könnt ihr euch die ersten drei Hefte anschauen und hier einen ausführlichen Bericht zum gesamten Spektrum von Constanze]. 1969 ging Constanze in die »Brigitte ein.


Deller Handarbeits-Moden
Erschien im Deller-Verlag aus Köln-Deutz und wurde fortlaufend nummeriert.

Deutsche Moden-Zeitung
Bereits in 1891 erschien die erste Ausgabe [damals als Probeheft] im Otto Beyer Verlag und erschien bis Juli 1944.

Der neue Schnitt / Neuer Schnitt / Neue Mode
Erschienen erstmal 1948 im Hamburger Verlag Johannes Schwabe entwickelt sich der neue Schnitt zu dem wohl umfangsreichsten Schneiderheft. Bis 1961 als der neue Schnitt, wurde das Heft 1962 in Neuer Schnitt umbenannt und erschien bis 1965. 1966 ging das Heft in den Bauerverlag und erschien als Neue Mode.
Hier und hier findet ihr ein paar Auszüge.

Die elegante Herrenmode
Eine der ersten Zeitschriften für das Schneiderhandwerk war 1893 die elegante Herrenmode, die sich direkt ab die Gewerbetreibenden richtete. Sie ging 1931 in die »Rundschau auf.

Die schöne Handarbeit
Erschienen im Wiesbadener Verlag Gruner & Weber [anfangs Vobach] von 1949 bis 1954 und danach aufgegangen in »Beyers Handarbeit und Wäsche.

Effi Moden
»Breuer Moden

Elsa
Elsa erschien erstmals 1948 im Wolfgang Schneider Verlag in Kiel. Zunächst ein reines Heft für Strickmoden wurden ab 1950 auch Modelle für die Schneiderin eingeführt. Im Jahr 1962 ging Elsa in den »Neuen Schnitt ein.

Erikas Handarbeiten / Erika
Im Erika-Verlag in Rinteln erschien zunächst Erikas Handarbeiten. 1955 umbenannt in Erika wurde die Zeitschrift 1962 eingestallt. Ein Heft könnt ihr euch hier ansehen.

Eva Moden
Seit 1949 im Kieler Schneider Verlag ging Eva Moden schließlich 1957 in den »Neuen Schnitt ein.

Frauen-Fleiss
von 1925 bis 1944 im Vobach Verlag erschienen und danach aufgegangen in »Vobachs Neue Moden.

Frauenhilfe
Im Januar 1946 ging im Helene Mallin Verlag die Frauenhilfe in die Produktion [hier gibt es einen Auszug aus dem Heft 1 von 1948]. 1954 ging diese in die »Elsa ein.

GeJo / GeJo Modenblatt
Seit 1949 aus Wiesbadens Gruner und Weber Verlagsgesellschaft, dann ab 1952 unbenannt in »Vobachs neue Moden.

Günthers Modenblatt
Im Verlag Günther von 1950 bis 1974 erschienen - später als Günther Moden.

Illustrierte Wäsche und Handarbeitszeitung
Aus dem Leipziger Verlag W. Vobach & Co. GmbH erschien diese Zeitschrift seit 1925 und ging schließlich 1944 in »Vobachs neue Moden ein.

Meyers Schweizer Frauen- und Modeblatt
Züricher Modezeitschrift, die bereits 1924 vom Verleger Gottlieb Meyer herausgebracht wurde.

Mode und Wäsche
Ebenfalls aus dem Hause W. Vobach & Co. GmbH seit 1932. Und im Jahre 1944 eingebracht in die »Praktische Damen- und Kinder-Mode.

Modenschau
Ehemals aus der Pariser Chic hervorgegangen erschien die Modenschau im Berliner Lyon Verlag. Von 1914 bis 1943 sowie dann im Jahr 1946 bis 1962.
Ein paar tolle Exemplare könnt ihr euch hier und hier als PDF anschauen.

Modenzeitung fürs deutsche Haus
Bereits zur Jahrhundertwende legte der Verlag Vorbach seiner Sonntags-Zeitung für deutsche Frauen, später für das deutsche Haus, die Beilage Modenzeitung fürs deutsche Haus bei. Als die Sonntags-Zeitung in »Vobachs Frauen- und Modenzeitung umgewandelt wird, wird die Modenzeitung für deutsche Haus zur eigenständigen Zeitschrift und wird bis 1938 herausgebracht.
Zwei wundervolle Hefte könnt ihr hier sehen.

Praktische Damen- und Kinder-Mode / Praktische Frauen- und Kinder-Mode
Seit 1926 erschien dieses Heft im Leipziger Verlag W. Vobach & Co. GmbH. Ein Beispielheft aus 1937 könnt hier sehen.
Später umbenannt in die Praktische Frauen- und Kinder-Mode.

Praktische Mode / Pramo
Die wohl bekannteste Zeitschrift der DDR ging 1947 aus der [im Krieg eingestellten] »Praktischen Frauen- und Kinder-Mode im Universalverlag Vobach hervor. 1963 wurde sie umbenannt in Pramo und bis 1990 herausgegeben. Ein Heft aus 1958 findet ihr hier [da gab es die Größen noch nach Ober- bzw. Hüftweite] und zu den Größen der DDR findet ihr hier Hinweise zur Umrechnung.

Rundschau (Damenrundschau / Herrenrundschau)
Die Rundschau ist noch heute die führende Fachzeitschrift für internationale Mode und Schnitt-Technik, gegründet von Michael Müller. Die Zeitschrift  begann 1920, wurde 1929 in Herren- und Damenschneiderei getrennt und wird seit 1970 als internationales Fachblatt geführt. Während der Kriegsjahre war die Rundschau Teil der Kriegsgemeinschaftsausgabe der Fachzeitschriften des Herrenschneiderhandwerks. Diverse andere Fachzeitschriften wie zB Der Schneidermeister oder Die elegante Herrenmode sind in die Rundschau aufgegangen.

Schachenmayrin
Die Schachenmayrin war anfangs eine Beilage der Österreichischen Frauenzeitschrift, die 1927 erstmals erschien. Schachenmayr erkannte jedoch schnell, dass der Bedarf an Strickmodellen auch in Deutschland groß war und begann ein monatliches Heft zu veröffentlichen.

Das Heft zur Wolle könnte man sagen. Nicht selten wurden von Herstellern von Wolle auch Strickhefte herausgebracht, damit die Kundschaft auch wusste, was sie mit der angebotenen Wolle tun solle. Gleiches gilt zB für Esslinger Wolle, Junghans Wolle oder die Rheinländerin von der Rheinlandwolle.

Star-Handarbeiten
Das Strickheft aus dem Hause Sogra, das erstmals im Jahre 1935 erschien und bis ins Jahr 1961 insgesamt 141 Hefte herausbrachte. Laut Cover erschien das Heft periodisch, allerdings habe ich keine Ahnung, was das heißen soll.

Vobachs Frauen- und Modenzeitung / Vobachs Frauenzeitung
Schon 1909 im Vobach Verlag erschien Vobachs Frauen- und Modenzeitung und wurde 1924 in Vobachs Frauenzeitung umgewandelt. 1937 wurde das Heft eingestellt.

Vobachs neue Moden / Neue Moden
Bis 1944 noch im Vobach Verlag, aber von 1952 bis 1954 erschienen im Gruner & Weber Verlag. Danach in den »Burda-Verlag eingegangen.
Eine Ausgabe der Neue Moden von 1939 findet ihr hier.

Wiener Record
Die Wiener Modezeitschrift zunächst aus dem Record-Verlag und später aus dem Hause Sogra.
Ein Heftchen könnt ihr ausschnittsweise hier sehen.

Wolle und Garn
Ein paar Deckblätter des Schweizer Handarbeitsheft findet ihr hier.

Schnittmuster


Anders als heutzutage durch Burda Schnittmuster oder damals in den Staaten bei McCalls, Simplicity oder Vogue waren Schnittmustersysteme in Deutschland nicht so üblich. Die regelmäßig erscheinenden Zeitschriften waren da verbreiteter. Dennoch gab es auch solche reinen Schnittmustersysteme. Viele Schnittmuster konnten auch nachbestellt werden. Da in den Zeitschriften stets nur eine Größe von jedem Modell angegeben war, konnte man einzelne Modelle in der gewünschten Größe nachbestellen.

AZ Arno Zyka Verlag
Berliner Verlag, der seit 1946 Massform-Schnitte rausbrachte - also zwischen Schnittmuster und Zuschneidesystem. Dazu noch einige Ratschläge und Unterhaltungsteil auf jedem Schnittmusterbogen. Vertrieben wurde vor allem durch Vertreter und einzelne Läden als Vertriebspartner.

Lyon Schnitte
Aus dem Berliner Verlag von Gustav Lyon.

Sachsenschnitt
Die Schnittmuster der DDR - erschienen im Verlag der Frau. Für den Sachsenschnitt gab es auch regelmäßige Kataloge, damit Frau auch wusste, welche Schnittmuster ausgegeben werden.

Sogra Schnitte
Die Schnittmuster aus Österreich - erschienen im Sogra Verlag, der auch den »Wiener Record und »Star-Handarbeiten herausbrachte. Einen Schnittmusterkatalog der frühen 40er könnt ihr euch hier anschauen und einen aus den späten 50ern, genauer 1957, gibt es hier zu sehen.

Ullstein
Vom Verlag Ullstein, bereits 1877 gegründet wurde und noch heute besteht.

Vobachs Schnittmuster