Was hier wie ein Wickelrock aussieht, ist - der Titel verrät es schon - ein Hosenrock und zwar der Hosenrock #126 aus der Burda Heft 06/2015.
Ich finde dieser Hosenrock ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was Burda aus meiner ganz persönlichen Sicht lange Zeit nicht verstanden hat, nämlich dass sie vor allem Schnittmuster verkauft und nur an zweiter Stelle eine Modezeitschrift ist.
Ich habe Verständnis, dass man die genähten Teile ansprechend präsentieren möchte und ich mag Zebras so sehr wie jeder andere auch, aber von der Passform und den Details würde man nur noch weniger sehen, wenn sie den Hosenrock direkt dem Zebra angezogen hätten. Bundhöhe des Hosenrockes? Geheim. Verschlussart? Unbekannt. Rückansicht? Finde es doch selbst heraus!
Das sind natürlich Informationen, die man der Beschreibung im Arbeitsheft entnehmen kann, aber bis dahin muss ich als Leserin ja überhaupt erstmal kommen. Ich habe den Rock einzig wegen der vielversprechenden technischen Zeichnung ausgewählt. Inzwischen - das möchte ich nicht unerwähnt lassen - legt Burda mehr Augenmerk auf solche Details und bietet auch in der Regel zumindest online mehr Fotos und Perspektiven eines Stückes an.
Aber nun zum Hosenrock: Ich habe, wie ich das eigentlich immer tue, ein Probeteil des Hosenrockes angefertigt und mich dabei auch an die Stoffempfehlung "Baumwollstoffe mit etwas Stand" gehalten. Das Ergebnis war suboptimal, denn der Stoff stand insbesondere an dem gefalteten Hosenbein merkwürdig ab, der Bund wirkte mit seinen 6cm zu breit und war zudem ca. 4cm zu kurz. Nichtsdestotrotz hatte der Rock Potenzial, also habe ich im Hohlkreuz 1,5cm weggenommen, einen Wollstoff mit Elasthan aus dem Stapel gezogen und den Bund verlängert. Die vorgesehenen Nahttaschen hatte ich versuchsweise eingearbeitet, aber wegen Aufsperrens dann doch wieder rausgetrennt und die Seitennähte komplett geschlossen. Vorn in der Schrittnaht wird übrigens das obere Stück, das üblicherweise per Reißer geschlossen wird, als Schlitz offengelassen und vom überlappenden Teil verdeckt. Geschlossen wird der Rock durch einen innenliegenden Wäscheknopf in der vorderen Mitte und den seitlichen stoffbezogenen Knopf auf dem jetzt nur noch 4cm breiten Bund.
Weil der Stoff elastisch ist, aber ich einen unelastischen Bund brauchte und weder der bügelbaren Vlieseline da dauerhafte Haltbarkeit zutraute noch die Wolle mit zu viel Hitz strapazieren wollte, habe ich nur eine ganz leichte Einlage aufgebügelt und dann mit Ripsband gearbeitet.
Ripsband ist ein Band in Ripsbindung. Es ist abriebs- und reißfest und gibt dem Bund ausreichend Stand, aber ist der Länge nach flexibel genug, um sich um die Taille zu legen. Zudem trägt es sich angenehmer als zB Gurtband auf der Haut und es liegen zudem nicht so viele Lagen Stoff aufeinander. Ich habe das Ripsband oben links auf rechts auf den Bund aufgenäht, die Nahtzugaben unter das Band gebügelt und dann im Nahtschatten des Bundes das Ripsband unten angenäht. Ich finde Ripsband sehr gut für den Bund geeignet - insbesondere wenn aufgrund von Körpernähe oder wie hier Wicklungen viel Belastung drauf ist - und es ist schade, dass es heutzutage kaum noch genutzt wird.
Der elastische Wollstoff fällt nun wesentlich gefälliger als der Baumwollstoff und wirkt auch viel feiner. Ich kann mir durchaus vorstellen auch aus weniger bürotauglichem Stoff noch so einen Hosenrock für den Hochsommer zu nähen und bin insgesamt sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es hätte hinten noch ein halber cm im Kreuz weggekonnt und ich muss beim nächsten Mal daran denken, dass die Nahtzugabe im gefalteten Hosenbein den Verlauf nicht fortsetzt, sondern spiegelt.
Und wie findet ihr meinen Hosenrock?
Ich wünsche euch schonmal schöne Ostern und ein paar sonnige Tage!
Ich finde dieser Hosenrock ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was Burda aus meiner ganz persönlichen Sicht lange Zeit nicht verstanden hat, nämlich dass sie vor allem Schnittmuster verkauft und nur an zweiter Stelle eine Modezeitschrift ist.
Ich habe Verständnis, dass man die genähten Teile ansprechend präsentieren möchte und ich mag Zebras so sehr wie jeder andere auch, aber von der Passform und den Details würde man nur noch weniger sehen, wenn sie den Hosenrock direkt dem Zebra angezogen hätten. Bundhöhe des Hosenrockes? Geheim. Verschlussart? Unbekannt. Rückansicht? Finde es doch selbst heraus!
Das sind natürlich Informationen, die man der Beschreibung im Arbeitsheft entnehmen kann, aber bis dahin muss ich als Leserin ja überhaupt erstmal kommen. Ich habe den Rock einzig wegen der vielversprechenden technischen Zeichnung ausgewählt. Inzwischen - das möchte ich nicht unerwähnt lassen - legt Burda mehr Augenmerk auf solche Details und bietet auch in der Regel zumindest online mehr Fotos und Perspektiven eines Stückes an.
Aber nun zum Hosenrock: Ich habe, wie ich das eigentlich immer tue, ein Probeteil des Hosenrockes angefertigt und mich dabei auch an die Stoffempfehlung "Baumwollstoffe mit etwas Stand" gehalten. Das Ergebnis war suboptimal, denn der Stoff stand insbesondere an dem gefalteten Hosenbein merkwürdig ab, der Bund wirkte mit seinen 6cm zu breit und war zudem ca. 4cm zu kurz. Nichtsdestotrotz hatte der Rock Potenzial, also habe ich im Hohlkreuz 1,5cm weggenommen, einen Wollstoff mit Elasthan aus dem Stapel gezogen und den Bund verlängert. Die vorgesehenen Nahttaschen hatte ich versuchsweise eingearbeitet, aber wegen Aufsperrens dann doch wieder rausgetrennt und die Seitennähte komplett geschlossen. Vorn in der Schrittnaht wird übrigens das obere Stück, das üblicherweise per Reißer geschlossen wird, als Schlitz offengelassen und vom überlappenden Teil verdeckt. Geschlossen wird der Rock durch einen innenliegenden Wäscheknopf in der vorderen Mitte und den seitlichen stoffbezogenen Knopf auf dem jetzt nur noch 4cm breiten Bund.
Weil der Stoff elastisch ist, aber ich einen unelastischen Bund brauchte und weder der bügelbaren Vlieseline da dauerhafte Haltbarkeit zutraute noch die Wolle mit zu viel Hitz strapazieren wollte, habe ich nur eine ganz leichte Einlage aufgebügelt und dann mit Ripsband gearbeitet.
Ripsband ist ein Band in Ripsbindung. Es ist abriebs- und reißfest und gibt dem Bund ausreichend Stand, aber ist der Länge nach flexibel genug, um sich um die Taille zu legen. Zudem trägt es sich angenehmer als zB Gurtband auf der Haut und es liegen zudem nicht so viele Lagen Stoff aufeinander. Ich habe das Ripsband oben links auf rechts auf den Bund aufgenäht, die Nahtzugaben unter das Band gebügelt und dann im Nahtschatten des Bundes das Ripsband unten angenäht. Ich finde Ripsband sehr gut für den Bund geeignet - insbesondere wenn aufgrund von Körpernähe oder wie hier Wicklungen viel Belastung drauf ist - und es ist schade, dass es heutzutage kaum noch genutzt wird.
Der elastische Wollstoff fällt nun wesentlich gefälliger als der Baumwollstoff und wirkt auch viel feiner. Ich kann mir durchaus vorstellen auch aus weniger bürotauglichem Stoff noch so einen Hosenrock für den Hochsommer zu nähen und bin insgesamt sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es hätte hinten noch ein halber cm im Kreuz weggekonnt und ich muss beim nächsten Mal daran denken, dass die Nahtzugabe im gefalteten Hosenbein den Verlauf nicht fortsetzt, sondern spiegelt.
Und wie findet ihr meinen Hosenrock?
Ich wünsche euch schonmal schöne Ostern und ein paar sonnige Tage!
Hallo, ich finde, der Hosenrock ist dir super gelungen, er steht dir prima, ist raffiniert und schick. Laut gelacht habe ich bei deiner Burdaanalyse, aber wo du Recht hast hast du Recht. :-) Erstaunlich, dass du nach diesem Foto das Potential des Kleidungsstücks erkannt hast, glücklicherweise gibt es immer die kleine Zeichnung. Frohe Ostern! Heike
AntwortenLöschenSehr schön! Genau wie im vorigen Kommentar würde ich es auch ausdrücken wollen. Trotz Anleitung muss man immer sehen, wie es sich bei einem selbst zeigt. Mit zunehmender Näherfahrung weiß man dann ja in etwa, worauf man achten muss. Dass du selbständig agierst mit Probemodell usw finde ich gut. Es wird gern vorschnell über Schnittmuster geschimpft, nur weil die Leute nicht nähen können. Passformmängel entstehen da, wo man es als Schnittmusterhersteller einer breiten Masse recht machen will durch Vereinfachungen.
AntwortenLöschenEs ist für ein Nähheft auch nicht so leicht alle Unklarheiten zu beseitigen, denn durch zuviele Ansichten wäre es mit wenigen Modellen schon voll. Dafür gibt es ja Blogger, die sich mit den Schnitten beschäftigen. Sie sind gewiss dafür schon eingeplant, um kräftig mitzuwerben. Die Illustration vermittelt ein Feeling, die technische Zeichnung die Herstellung. Viel mehr kann man, glaube ich, nicht erwarten.
Der Hosenrock ist jedenfalls ganz toll! Da spekuliere ich schon wieder, wie sie es denn wohl gemacht haben... Viele Grüße Regina
Superschickes, raffiniertes Teil!!! Das Dunkelblau passt zu vielem und Du hast sicher oft und lange Freude daran.
AntwortenLöschenDeiner trockenen Analyse (lach) stimme ich unbedingt zu, man muss bei Burda IMMER die technischen Zeichnungen anschauen. Die sind viel wichtiger und aufschlussreicher als die Fotos, die Fotos sind wirklich eher ein Stimmungsbild.
Du hast das Problem am Bund super mit dem Ripsband gelöst. Den Trick werde ich mir merken. Ich arbeite oft mit unelastischen Stoffen auf der Innenseite, wenn der Außenstoff elastisch ist.
Viele Grüße!
Birgit
Der Hosenrock steht dir hervorragend. Ich bin hin und weg von deinem gesamten Outfit. Danke für die ausführliche Analyse, davon kann ich immer viel lernen.
AntwortenLöschenLG Bella
großartiger Rock. Ich stimme dir zu, insbesondere was die Verwendung von Ripsband angeht. Leider ist es so selten geworden und die angebotenen Qualitäten passen nicht immer.
AntwortenLöschenUnd das Hütchen ist klasse.
Schöner Gruß
Der Hosenrock sieht fantastisch aus! Ein supercooles Teil, passt hervorragend zu Deinem Stil. Viele Grüße, Natalie
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