Sonntag, 28. Februar 2016

Vom Tuch zur Sommerbluse!

Es war einmal ein Tuch.. so lautet das Motto der Stoffspielerei im Februar. Ein Projekt von mehreren Bloggerinnen, die zu einem monatlichen Thema handarbeiten. Eine tolle Aktion, bei der ich immer wieder mitmachen wollte, aber noch nie dazu kam. Dieses Mal jedoch kam mir das Thema so gelegen, dass ich es aufgreifen musste, die letzte Woche sehr eifrig daran arbeitete und gestern auch fertig wurde.


Der Stoff mit den Misteln und dem französischen Schriftzug Il était une Fée ("Es war eine Fee") war das Tuch. Genauer gesagt handelte es sich um ein kleines Tischtuch (ca. 80 x 60 cm), das ich vor zwei Jahren auf dem Flohmarkt für 50 Cent mitnahm. Ich hatte schon damals eine lose Idee, was es werden soll.

Ich trennte die Kanten auf und gewann noch ein paar mm. Dann schnitt ich die Blusenvorderteile zu - leider passte es nicht ganz und so musste ich ein Knotenteil zusammennähen, aber das fällt kaum auf. Mit einem weiteren Stoff wurde aus dem Tischtuch nun eine die Bluse nach einem Schnitt von Gertie Hirsch (Butterick 5895).


Es war einmal ein Mehlsack.. das war die Inspiration für die Bluse und typisch für die Mode der 20er bis 50er Jahre in den USA. Dort wurden seit den 1850er Jahren viele Produkte in Baumwollsäcken transportiert (zB Mehl, Zucker, Futtermittel und Saatgut oder in engl. Feed sacks, flour sacks oder cotton sacks). Handfertige Hausfrauen entfernten mühsam die Firmenlogos und machten aus den Säcken Kleidung für sich oder die Kinder, Wäsche für den Gatten, Kissen, Gardinen oder andere Kleinigkeiten. Irgendwann erkannten die Firmen, dass sich dort ein Wettbewerbsvorteil ergeben könnte und druckten ihre Logos nicht mehr mitten auf den Sack, sondern brachten diese und Hinweise zu Weiterverwertung in entfernbaren Etiketten an - manchmal wurden sogar kleine Schnittmuster oder Stickvorlagen aufgedruckt.

In den 1920er Jahren schließlich wurden die Säcke mit bunten Mustern bedruckt - spätestens von nun an waren vielen Frauen die Säcke wahrscheinlich ebenso wichtig wie deren Inhalt. Neben floralen Mustern gab es auch einfache Motive wie Schleifen oder Federn, Kindermotive (Cowboys, Tiere, Figuren) oder Novelty Prints (gern auch mit 'exotischen' Motiven aus Südamerika). Drei handelsübliche Säcke ergaben ein Kleid und sogar kleine Bücher und Schnittmuster widmeten sich den bunten Säcken. Sie prägten nachhaltig das Bild in diesen Jahrzehnten und besonders während des Krieges als die Ressourcen noch knapper wurden. So entstanden die typischen Blusen und Kleider aus zweierlei Stoffen vor allem aus diesen Säcken - neben der Wiederverwertung von Kleidung. Ein paar schöne Auszüge zu dem Thema findetihr zB hier.


Es ist zwar kein Mehlsack, aber irgendwie ist es mit dem Tischtuch ja auch ähnlich. Aus einem Stück Stoff wird etwas ganz anderes. Fotos und eine genauere Beschreibung zum Schnittmuster folgen natürlich noch und bis dahin schaut doch mal bei den anderen Stoffspielereien rein - es gibt sicherlich einiges zu sehen.

Jedenfalls bin ich sehr zufrieden mit meinem Werk und hoffe, dass euch die Bluse und der kleine Ausflug in die Stoffgeschichte gefallen hat oder kanntet ihr das vielleicht sogar schon?

18 Kommentare:

  1. Die Bluse ist wunderschön, sie gefällt mir sehr gut. Das mit der Kleidung habe ich gar nicht gewußt, daher ist das für mich sehr interessant. Danke für Deine immer tollen Beiträge, obwohl ich kaum kommentiere, lese ich sie sehr gerne. Liebe Grüße, Renate

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  2. Der kleine Exkurs hat mir wirklich gut gefallen. Ich liebe so kleine Anekdoten rund ums Nähen, Stoff und Geschichte.
    Die Bluse ist auch wirklich sehr schön, da kann der Sommer ja kommen. Wird auch langsam Zeit, finde ich.

    Liebe Grüße!

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  3. Entzückend. Das Tuch ist wirklich ein Schätzchen gewesen - und deine Bluse ist hinreißend geworden. LG mila

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  4. sehr hübsch..... im Moment packt mich die 50er mode, aber noch habe ich nur was gekauftes

    lg und einen schönen Sonntag
    wünscht gabi

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  5. Die Bluse ist so hübsch geworden! Mit den Stofffund hattest du wirklich Glück. Deinen geschichtlichen Rückblick fand ich sehr interessant, davon hatte ich noch nie gehört.
    LG Jennifer

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  6. Blusen liebe ich als Endprodukt von Stoffen, die eigentlich zu anderen Zwecken produziert wurden. Deine Blüschen sieht so richtig hübsch aus und der Stoff wirkt klasse.
    Vielen Dank!
    Ines

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  7. Ich finde dorthin sollten wir unbedingt zurückkehren. ich möchte mein Mehl gern in einem bedruckten Stoffsack kaufen!Sehr hübsch geworden das Blüschen! Geblümte Grüße K.

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  8. Du kannst sehr zufrieden sein. Die Bluse ist richtig toll geworden und schön individuell, was mal wieder zeigt, dass man die Augen immer offen halten sollte. Und vielleicht findet man dann so ein Stoffschätzchen und hat dann noch die passende Idee....
    LG Luzie

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  9. Süße Bluse, perfekt für den Sommer! Toll, dass du sie aus einer kleinen Tischdecke zaubern konntest. Interessiert habe ich auch den Exkurs über die Wiederverwendung von Säcken gelesen. Solche Anekdoten liebe ich :)

    Liebe Grüße
    Julia

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  10. Oh, wie schön - die ist einfach ganz toll geworden! Der Stoff ist ja wie gemacht dafür.
    Mir gefallen die Muster der alten feedsack-Stoffe sehr, man findet das (naturgemäß) auch oft bei Patchwork, die Kleider wurden dann noch mal wiederverwertet... was für ein wunderbar langes erfülltes Leben für ein Stück Stoff! ;)
    LG frifris

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  11. Coole Sache, das wußte ich nicht, dass auf den Säcken sogar Schnittmuster gedruckt waren, Bloggen bildet eben ungemein.
    Deine Bluse ist sehr hübsch geworden, wenngleich ich selbst kein Vintage-Kleidungs-Fan bin.
    herzlich Margot

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  12. Als Bluse viel schöner als als Mini-Tischtuch!
    LG
    Marlene

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  13. deine bluse ist sehr schön geworden ! und danke für die mehlsack geschichte !

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  14. Was für eine in jeder Hinsicht tolle Bluse! Dass du bei der Knappheit des Materials den reizenden Schriftzug so perfekt platzieren konntest, zeugt von deiner Könnerschaft. Wiederverwertung vom Feinsten.
    LG, Bele

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  15. Ja, das hat wirklich super hingehauen, auch mit dem Schriftzug. Und danke für all die Infos zu den bedruckten Säcken. Als ich das erste Mal historische Fotos mit diesen Säcken sah, dachte ich zuerst mal wieder an eine Fälschung. Aber nein, das gab es wirklich und nicht nur eine kurze Zeit. Danke!

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  16. Sehr entzückend Deine Bluse! Wenn ich ein bisschen mehr Oberweite hätte, sie auszufüllen, könnte das durchaus auch ein Schnitt für mich sein. Jeanine Vongool hat in der Nr. 24 ihres wunderbaren kanadischen Magazins "Uppercase" einen ausführlichen Artikel über Feedsacks mit zahlreichen Fotos veröffentlicht. Ich finde es großartig, dass die Produzenten von Lebensmitteln den Trend damals nicht nur erkannt haben sondern ihn sogar weiter förderten! Verpackungen nicht wegwerfen sondern als Ressource für Weiteres betrachten passiert zwar auch heute, nur dass mir die manchmal aus Plastikmüll recycelte "Mode" lang nicht so gut gefällt... Sehr schöner, runder Beitrag von Dir, fein! lg, Gabi

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  17. Nähen bildet - danke für den informativen Ausflug in die amerikanische Geschichte! Und viel Spaß an der entzückenden Bluse im Sommer!

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  18. Danke für Deine interessante Recherche zu dem schönen Stoff.
    Eine schöne Bluse ist es geworden.

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