Freitag, 24. November 2017

Anleitung: Leistentasche / Pattentasche nähen!

Leisten (oder auch Pattentaschen) sind praktische Taschen an Röcken, Kleidern oder Mänteln. Sie können beliebig angebracht werden und tragen nicht so viel auf wie zB aufgesetzt Taschen. Mit den Patten kann man zusätzlich durch unterschiedliche Stoffe oder Musterverläufe kleine Hingucker setzen.

Da mein Weihnachtsrock auch Leistentaschen bekommen soll, habe ich diese lieber einmal geprobt. Obwohl mir das Prinzip durchaus klar ist, wollte ich es nicht am Rock selbst üben, denn einmal eingeschnitten gibt es kein Zurück. Und weil es gut gelungen ist, habe ich mir zum Nachschlagen gleich mal aufgeschrieben und aufgezeichnet wie es funktioniert.


Der Taschenbeutel wird im gleichen Fadenlauf wie das Kleidungsstück selbst gefertigt.
Die Leiste soll nicht ausleiern und auch nach mehrmaligem Reingreifen noch schön am Körper anliegen, daher darf sie sich nicht in der Breite dehnen. Dazu wird die Leiste gegen den Fadenlauf, also im 90°-Winkel zum Fadenlauf, geschnitten. Für zusätzlichen Halt werden die Leiste und großzügig der Bereich des Einschnittes mit Einlage verstärkt.

Zunächst wird die Leiste (bzw. Patte) gewendet, also rechts auf rechts aneinander gelegt und die Seiten zugesteppt. Danach einfach die Nahtzugabe knapp zurückschneiden, auf rechts wenden und Ecken ausformen.

Ich benutze zum Ausformen der Ecken Bambusstricknadeln - die vertragen Hitze und sind nicht so spitz, dass sie den Stoff durchstechen.

Die beiden Eingriffnähte liegen ca. 0,8-1cm auseinander und werden mit Kreide oder Garn auf beiden Seiten des Kleidungsstückes markiert.

Anschließend wird die Leiste mit der offenen Seite nach oben an die untere Naht des Tascheneingriffs gesteppt. An die obere Naht wird der untere Taschenbeutel genäht. Er wird rechts auf rechts aufgenäht und die Naht ist an beiden Seiten ca. 1cm kürzer als die untere Naht - so wird gewährleistet, dass die Leiste auf jeden Fall den Eingriff überdeckt.

Will man zB einer Manteltasche mehr Halt geben und macht daher den unteren Taschenbeutel aus Oberstoff, dann verwendet man hier eben diesen.

So sieht das dann aus:


Nun wird auf der linken Stoffseite (hier farblich dargestellt) eingeschnitten: mittig zwischen den Nähten ein gerader Einschnitt, der etwas kürzer ist als die Nähte selbst.
Dann wird bis zu den Nahtenden eingeschnitten. Der Taschenbeutel wird auf die linke Seite gezogen und die Leiste nach oben gelegt, sodass sie den Eingriff verdeckt und die Nahtzugabe der Leiste auf der linken Stoffseite liegt.

Alles gut plätten, damit es sich schön legt. Wenn sich Falten bilden, dann nochmal kontrollieren, ob wirklich bis zum Nahtende eingeschnitten wurde.

Danach den oberen Taschenbeutel an die Nahtzugabe der Leiste nähen. Dazu einfach den oberen Stoffbeutel an die Nahtzugabe feststecken und dann knapp an der bereits vorhandenen Naht entlang nähen. Weil der flutschige Futterstoff sich besser legt als der feste Oberstoff ist es günstiger, wenn der Futterstoff beim Nähen unten liegt.

Mit ein paar Handstichen sollten nun die kleinen Dreiecke, die sich beim Einschneiden des Tascheneingriffs gebildet haben, zwischen den beiden Taschenbeuteln fixiert werden. Das geht auch mit der Maschine, aber ist etwas friemelig, weil es viele Stofflagen sind und eng genäht werden muss. Ich finde, dass es per Hand schneller und sauberer geht.

Dann einfach die Taschenbeutel rechts auf rechts zusammensteppen.

Da die Taschenbeutel ja um 1cm versetzt angenäht wurden, steht der obere Taschenbeutel über - der Überstand wird nach dem Nähen einfach weggeschnitten. Falls der Rock gefüttert wird, reicht es als Versäuberung des Taschenbeutels die Nahtzugabe mit einer Zickzackschere zu stutzen. Ohne Futter sollte er mit der Overlock oder Nähmaschine versäubert werden.

Alles nochmal gut plätten und im Anschluss mit der Hand die Seiten der Leiste festnähen. Dabei an den beiden oberen Kanten ruhig ein paar Sicherungsstiche mehr, denn die müssen doch einiges aushalten.

Dann ist die Tasche auch schon fertig und kann noch zB mit einem Knopf verziert werden.

Der Blick nach innen in die Tasche sieht dann so aus:

Und nachdem das so gut geklappt hat, habe ich gleich mit den Patten aus dem hübschen braunen Wollstoff weitergemacht und es werden sicherlich nicht die letzten Leistentaschen an einem Kleidungsstück für mich sein. Ich hoffe die kleine Anleitung war verständlich und wenn ihr Fragen habt, dann immer raus damit. Ansonsten sehen wir uns am Sonntag zum Zwischenstand zum Weihnachtskleidrock.

4 Kommentare:

  1. Danke für die tolle Anleitung. Ich nähe gerade einen Mantel, der auch solche Taschen hat und schleiche mich aber darum herum und traue mich nicht so recht. Aber nach deiner Anleitung werde ich nun erstmal ein Probestück nähen und mich dann an den Mantel machen.
    LG Ute

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    1. Hallo Ute :) Dann würde ich auf jeden Fall den unteren Taschenbeutel aus Mantelstoff machen - bei den dicken Stoffen fällt das vorn kaum auf und gibt der Taschen aber mehr Halt und 'Gewicht'. So eine Testtasche ist aber wirklich eine feine Sache - das nimmt die Unsicherheit ungemein :)

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  2. I adore that pocket and the lining you chose for it is divine. I personally am not good at making pockets but I am an admirer of them when done right and those are done right. Well done.
    Jennie from theuglydame.blogspot.com

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  3. Das ermuntert mich, auch endlich mal an meinem Mantel weiterzumachen. Diese Tasche kommt da auch rein. Was ist das übrigens für eine entzückende Nadeldose? Sonntägliche Grüße von Agathe

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