.. sind der Teil des Kleidungsstückes oberhalb des Brustansatzes über die Schulterlinie bis zu den Schulterblättern. Die Schultern beeinflussen nicht nur generell den Sitz der Kleidung, sondern insbesondere auch den Gesamteindruck. Nicht umsonst sind breite Schultern ein Zeichen von Stärke und Selbstbewusstsein. Und so sollte man die Passform nicht auf die sprichwörtlich leichte Schulter nehmen. Dieser Beitrag soll gängige Anpassungsbedürfnisse an Schultern und Halsausschnitt vorstellen und als Ergänzung zu den Beiträgen über Ärmel sowie Rundrücken dienen.
Die Schulter wird oft eher stiefmütterlich behandelt, dabei hat sie großen Anteil daran, ob ein Kleidungsstück gut sitzt oder nicht. Deshalb mal ein paar allgemeine Ausführungen, denn wann sitzt die Schulter denn richtig?
Die Schulter im Kleidungsstück sollte eurer natürlichen Schulter folgen und weder über die Schulter deutlich hinausragen noch zu eng sitzen. Ärmel und Oberteil sollten daher auf dem Schulterpunkt aufeinandertreffen - natürlich nur sofern es sich nicht um absichtlich überschnittene oder lose Schultern handelt. Dieser Punkt wird anatomisch durch das Acromion bestimmt. Das Acromion ist ein Knochenfortsatz, der oben am Schulterblatt liegt. Das Acromion ist der höchste Punkt der Schulter, daher wird es auch „Schulterhöhe” genannt. Wir können die Schulterhöhe als kleinen Höcker oben an unserer Schulter ertasten.
Weil unsere Körperhaltung leicht nach vorn geneigt ist, wird die Schulternaht in der Schnittmusterkonstruktion in der Regel nicht genau in die Mitte von Vorder- und Rückenteil gelegt, sondern um ungefähr 1cm nach vorn verschoben - das ist für das Auge gefälliger.
Zudem braucht die Schulter hinten bei den runden Schulterblättern etwas mehr Platz als vorn, sodass es sich empfiehlt, die hintere Schulternaht ein wenig länger zu machen und dann eingehalten anzunähen oder durch Dressieren (also Formbügeln) dort etwas Mehrweite zuzugeben.
Ob die Schulter letztlich gut sitzt erkennt man daran, dass sie auf den Schulterpunkt trifft, faltenfrei und bequem ist. Das Oberteil sollte natürlich insgesamt gut fallen - so sollte zB eine Bluse auch bei geöffneter Knopfleiste lotrecht fallen und nicht vorn am Saum stark überlappen oder zur Seite weggezogen werden.
Grundsätzlich handelt es sich bei der Schulterbreite, gemessen von Schulterpunkt zu Schulterpunkt, um ein vertikales Maß, dass also von der Weite beeinflusst wird. Hier geht es aber eher um die Länge der einzelnen Schulter bzw. Schulternaht, daher spreche ich zumeist von der Schulterlänge. Die Schulterlänge ist wohl das häufigste Problem an den Schultern. Wie bereits oben beschrieben, sollte die Ärmelnaht auf dem Schulterpunkt sitzen (links). Ist die Schulterlänge zu lang, überragt die Ärmelnaht den Schulterpunkt und der Ärmel sowie oft auch das Oberteil sitzt zu lose und bildet Falten (mittig). Bei einer zu kurzen Schulternaht bilden sich Zugfalten am Ärmel und oft auch am Oberteil (rechts).
Die Schulterlänge lässt sich glücklicherweise recht einfach einpassen. Zunächst messt ihr den Abstand zwischen der Ärmelnaht und eurem tatsächlichen Schulterpunkt. Dieses Maß braucht ihr für die Anpassung.
Nun schneidet die Schulter, sowohl am Vorder- als auch am Rückenteil, ein. Zum einen wird die Schulter circa von der Hälfte der Schulternaht bis zu einem Drittel des Armloches eingeschnitten - nicht durchgeschnitten!
Und zum anderen wird im rechten Winkel dazu bis zur Spitze der Schulternaht eingeschnitten - nicht durchgeschnitten!
Bei breiten Schultern wird mehr Länge benötigt. Für mehr Länge wird nun einfach die Schulterlinie um das benötigte Maß weiter nach aussen geschoben - wer ganz sicher sein möchte, kann vorher die Schulterlinie abzeichnen und daran verschieben, aber in der Regel reicht da Augenmaß. Durch die Einschnitte schieben sich die Teile von selbst zusammen und ermöglichen so die Mehrweite.
Da sowohl Vorder- als auch Rückenteil geändert werden, passen beide Schulternähte natürlich weiterhin aufeinander.
Für schmale Schultern wird Länge nach dem selben Prinzip weggenommen, also die Schulterlinie um das benötigte Maß zusammengeschoben und so verkürzt. Der Einschnitt zur Spitze spreizt sich auseinander und lässt somit die Änderung zu.
Auch hier passen Vorder- und Rückenteil nach der Änderung an den Schulternähten weiterhin aufeinander.
Grundsätzlich bleibt durch die Verbindung der Teile am Armloch die Länge des Armloches unverändert und der Ärmel passt weiterhin. Falls ihr jedoch mehr als 2cm zugeben oder wegnehmen müsst (oder nach der Änderung feststellt, dass der Ärmel nicht mehr gut sitzt), dann solltet ihr die Armkugel ebenfalls anpassen. Bei einer breiten Schulter wird Höhe an der Armkugel weggenommen und für die schmale Schulter zugegeben.
Falls nicht (nur) eure Schulterlinie zu breit ist, sondern der obere Rücken, zB weil ihr ausgeprägte Schulterblätter habt, dann muss natürlich dort gezielt angepasst werden. Ähnlich wie bei einer großen Brust, bei der nur das Vorderteil angepasst wird, wird bei einem breiten Rücken nur das Rückenteil angepasst - ihr solltet auch hier nochmal die Größe überprüfen.
Wo der Rücken zu breit ist und den Stoff spannt entstehen Zugfalten, die quer über den Rücken verlaufen und bis in die Ärmel ausstrahlen. Bei ausgeprägten Schulterpolster sieht man manchmal auch dort direkt den Stoff spannen.
Um zu ermitteln wie viel Mehrweite ihr braucht, messt ihr die Rückenbreite an euch und am Schnittmuster und gebt entsprechend zu. Und falls ihr ein Probeteil habt, dann könnt ihr den Rücken einfach zweimal ungefähr bei der Hälfte der Schulternähte einschneiden und messen wie viel der Stoff aufspringt.
Der Bereich, der am meisten spannt, wird ausgeschnitten (bitte schneidet nicht im unteren Drittel des Armloches ein, das wird sonst etwas holprig) und um die benötigte Weite nach außen geschoben. Das Armloch wird anschließend angeglichen und ist in der Regel kaum länger als zuvor, sodass der Ärmel noch hineinpasst.
Eine andere Variante ist es, das Armloch bis zur Schulterlinie durchzuschneiden und komplett aufzuschieben - das bietet sich vor allem bei überschnittenen oder Kimonoärmeln an. Damit es dadurch nicht an den Schultern zu weit wird, wird ein kleiner Abnäher gesetzt oder wahlweise auch die Schulternaht des Rückenteils eingehalten angenäht (mittig). Will man keinen Abnäher dann kann man das ausgeschnittene Teil auch drehen (rechts).
Ist euer gesamter oberer Rücken, also einschließlich der Schultern, breiter als vorgesehen, wird der Abnäher weggelassen und das Vorderteil ebenfalls angepasst.
Andersrum erfolgt die Anpassung zB bei einem sehr schmalen Rücken, gegebenenfalls einschließlich der Schultern, natürlich nach dem gleichen Prinzip.
Die Form der Schulter lässt sich insgesamt in vier Typen unterteilen.
Von links nach rechts sieht man hier:
Bei einer geraden Schulter fehlt es vom Halspunkt bis zum Schulterpunkt zunehmend an ausreichend Platz, daher bilden sich Zugfalten, die nach außen hin deutlicher werden.
Ist das Oberteil sehr lose geschnitten, dann zieht die hohe Schulter den Stoff auch etwas nach oben und spannt ihn, so entstehen Querfalten direkt unter dem Halsausschnitt - übrigens auch hinten oft zu beobachten.
Behoben wird dieses Passformproblem durch ein Erhöhen der Schulterlinie vom Halsansatz bis zum Schulterpunkt. Für das genaue Maß am besten die Naht auftrennen, ein Stück Stoff unterlegen und daran dann so feststecken (lassen), dass die Falten verschwinden. Ansonsten einfach ein oder zwei Zentimeter zugeben und sich dann langsam annähern. Ist das richtige Maß gefunden, wird anschließend das gesamte Armloch verlegt, also komplett nach oben verschoben, so passt der Ärmel weiterhin hinein.
Abfallende Schultern sorgen dafür, dass zum Schulterpunkt hin Stoff vorhanden ist, der nicht ausgefüllt werden kann und daher faltig herunterhängt. Man kann dies auch an Falten am Armloch, wenn der Ärmel noch nicht eingesetzt ist, und knapp oberhalb der Brust, wo der Stoff sich nahezu quer faltet, erkennen. Daher sind im Übrigen Anproben zwischendurch sehr zu empfehlen!
Die Anpassung erfolgt indem man Stoff wegnimmt und so die Schulterlinie etwas schräger stellt - man 'hebt die Schulter'. Das Maß lässt sich recht gut ermitteln, wenn jemand euch mit Stecknadeln die neue Schulterschräge absteckt.
Damit der Ärmel weiterhin ins Armloch passt, wird das Armloch ebenfalls nach unten versetzt.
Übrigens ist dies genau der Effekt, der sich einstellt, wenn ihr Schulterpolster heraustrennt oder weglasst. Im Gegenzug kann man hervorragend mit Schulterpolster testen, ob diese Anpassung wegen abfallender Schultern nötig ist. Falls ihr gerade keine Schulterpolster im Haus habt, könnt ihr ein Sockenknäuel zurechtknautschen und benutzen - für eine kurze Überprüfung reicht das auch.
Die ausgeprägten Schulterknochen sorgen für ein etwas anderes Faltenbild als die geraden Schultern. Die Falten liegen etwas höher und sind lokaler, denn es fehlt nur um die Schulterrundung herum die Länge. Der Stoff versucht auch hier diese Länge aus der Weite zu holen, sodass sich Zugfalten bilden (insbesondere hinten) oder der Halsausschnitt absteht.
Da nicht die gesamte Schulterschräge mehr Höhe braucht wird hier wieder eingeschnitten. Rund 2-3cm unterhalb des Schulterpunktes wird das Armloch bis ungefähr zur Hälfte der Schulterlänge eingeschnitten - nicht durchgeschnitten!
Anschließend wird der eingeschnittene Keil etwas angehoben und das Armloch angepasst. Damit auch der Ärmel weiterhin ins Armloch passt, wird der Ärmel ebenfalls eingeschnitten und aufgedreht.
Manchmal genügt die Anpassung vorn, wenn nur dort die Schulterrundung entsprechend ausgeprägt ist. In diesem Falle wird natürlich nur das Vorderteil angepasst und anschließend schneidet man den Ärmel dann nicht durch, sodass die hintere Armkugel gleichlang bleibt, und sperrt nur vorn den Ärmel auf.
Die vorgezogene Schulter wird zukünftig wohl öfters vorkommen, denn sie entsteht häufig durch viel Computerarbeit. Es handelt sich um ein umfängliches Problem, denn durch die Neigung der äußeren Schulter nach vorn spannt es hinten am Rücken und das hintere Armloch ist zu kurz, gleichzeitig entsteht vorn zu viel Weite und das vordere Armloch ist zu lang.
Entsprechend müssen sowohl das Oberteil als auch der Ärmel angepasst werden. Die nach vorn geneigte Schulter lässt sich bedauerlicherweise kaum bemessen, sondern man muss sich bei den Änderungen herantasten.
Sowohl am vorderen als auch am hinteren Oberteil wird ca. auf halber Länge von Schulter und Armloch eingeschnitten. Vorn wird Länge und Weite reduziert und hinten gleichermaßen zugegeben. Gleichzeitig wird die Armkugel nach vorn verschoben, sodass der Schulterpunkt ungefähr um das Maß der Längenanpassung im Oberteil verschoben wird.
Achtung: Durch diese Änderung wird die Schulterlinie vorn schmaler und hinten breiter, daher muss das Rückenteil beim Zusammennähen etwas eingehalten werden (ggf. mit Hilfsnaht).
Für eine schöne Schulterlinie gibt es natürlich auch Hilfsmittel. Das sind zB die bekanntenund gefürchteten Schulterpolster oder auch die etwas weniger bekannten Ärmelfische.
In den 40er und 50er Jahren wurden oft und gern Schulterpolster in Kleidern, Blusen und Pullovern verwendet - die sorgten neben der schmalen Taille auch für die gewünschte Sanduhrensilhouette.
Allerdings waren das natürlich keine von diesen schrecklichen, übertriebenen Schulterpolstern, wie wir sie aus den 80er Jahren kennen, sondern zurückhaltender. Doch trotz dieser Zurückhaltung sitzt so manches Oberteilen eben nur mit Schulterpolstern so richtig gut. Somit kommt man auf Dauer nicht um Schulterpolster herum, wenn man nach den alten Schnitten näht, daher möchte ich euch eine Anleitung aus der Elsa zeigen wie man die selbst machen und dann auch die Höhe bestimmen kann:
Es gibt natürlich auch fertige Schulterpolster für jeden Anlass zu kaufen: Halbmondpolster für Kleider und Blusen, Raglanpolster, Mantelpolster, Blazerpolster und herausnehmbare Polster. Welches Polster sich am besten eignet kommt auf das gewünschte Kleidungsstück an.
Eingenäht werden Schulterpolster mit Handstichen am Ende (für Anproben aber bitte unter die Schulter schieben). Dabei sollte das Polster ca. 1cm über den Schulterpunkt hinausragen, damit die Schulter nicht zu abrupt endet.
Besonders unauffällig sind Schulterpolster übrigens dann, wenn man sie von unten noch mit dem Oberstoff bezieht:
Tipp: Wenn eure Schulterausprägungen asymmetrisch sind, also zB eine Schulter von der Form her normal ist und die andere abfallend, dann macht ein Schulterpolster auf einer Seite mehr Sinn als die Anpassung an die Abweichung. Das bringt die Silhouette wieder in Symmetrie und ist daher für das Auge gefälliger.
Ärmelfische sind eine Versteifung in der Armkugel. Ärmelfische sollen verhindern, dass der Ärmel ab Schulterpolster nach unten in sich zusammenfällt, oder sollen zB Puffärmeln mehr Halt geben.
Unschwer zu erkennen sind links keinerlei Hilfsmittel eingenäht und auf der rechten Seite des Bildes sind sowohl ein kleines Schulterpolster als auch ein Ärmelfisch eingenäht. Die Schulter ist unaufdringlich gerade geformt und die Armkugel fällt rund und weich.
Für die Ärmelfische habe ich einfach aus Vlieseline M12 zwei Streifen 30cm x 7cm geschnitten. Dann die Streifen der Länge nach gefaltet, so dass eine Seite rund 3-4mm breiter ist und die andere leicht überlappt, dadurch entsteht keine Kante im Stoff.
Anschließend werden die zusammengeklappten Streifen so an die Nahtzugabe der Ärmeleinsatznaht genäht, dass der breitere Streifen oben in den Ärmel zeigt. Der Fisch sollte leicht nach hinten versetzt sein, also liegt die Mitte des Ärmelfisches ca. 1-2cm hinter der Schulternaht. Zuletzt werden die Enden oval zugeschnitten, damit der Übergang weich ist und sich keine unschönen Kanten bilden.
So sehen Schulterpolster und Ärmelfisch auf links gedreht aus - die Nahtzugabe der Ärmeleinsatznaht liegt zwischen Polster und Fisch und kann sich daher nicht rausdrücken. Klappt man den Fisch nach innen ist die breitere Seite oben. Das Polster ist hier übrigens nicht bezogen worden, weil die Jacke noch gefüttert wurde.
Ärmelfische kann man auch gut bei Blusen verwenden, damit der leichte Blusenstoff Unterstützung im Puffärmel erhält und nicht zusammenfällt. Da benutzt man dann zB einen Ärmelfisch aus dem Oberstoff und versteift ihn ein wenig. Je nach gewünschter Silhouette, Stoff und Ärmelform braucht es mehr oder weniger Stand durch den Ärmelfisch und daher variiert auch der zu verwendende Stoff.
Ist der Halsausschnitt hinten zu tief, dann fehlt ihm der Halt, er rutscht nach unten und zieht die Schulternaht mit sich, sodass der vordere Halsausschnitt unbequem am Hals hochrutscht. Ein zu tiefer Halsausschnitt bringt folglich das ganze Kleidungsstück aus der Balance.
Achtung: Das gleiche Faltenbild ergibt sich, wenn das Oberteil an der Brust zu eng ist und sich daher der Stoff hochschiebt. Durch das Hochschieben vorn, wird die Seitennaht ebenfalls mit angehoben und zieht das Rückenteil mit sich, sodass auch hier das Oberteil die Balance verliert, daher bitte vorab prüfen, ob es an der Brust lose genug ist.
Korrigiert wird der zu tiefe Halsausschnitt einfach indem er angehoben wird (links). Falls ihr euer Stück nachträglich korrigieren müsst, dann wird das gesamte Rückenteil angehoben bis der Halsausschnitt korrekt sitzt und anschließend die Schulterlinie und das Armloch neu zugeschnitten. Dadurch wird die Rückenlänge verkürzt, sodass an der Taille Länge zugegeben werden muss (zB durch ein Taillenband) (rechts).
Wenn ein Halsausschnitt zu weit ist, dann wirft er Falten und steht nicht selten unschön ab. Das kann sowohl den gesamten Ausschnitt oder aber nur den vorderen oder hinteren Ausschnitt betreffen.
Hinweis: Auch hier bitte auf die richtige Größenwahl achten! Wenn nicht nur der Halsausschnitt, sondern auch die Schulter zu weit ist, spricht dies auch wieder eher für eine grundsätzlich zu groß gewählte Größe.
Bevor ihr Änderungen vornehmt, schaut bitte einmal, dass ihr beim Nähen nicht am Stoff gezogen habt - das betrifft besonders die dehnbaren Stoffe, aber auch feste Stoffe werden störrisch, wenn man sie zu gespannt abgesteppt hat.
Am einfachsten lässt sich die Weite durch Abnäher oder Falten wegnehmen. Charmant an Abnähern ist insbesondere, dass sie noch nachträglich eingefügt werden können. Wer keine Abnäher mag, fügt eine Teilungsnaht ein und nimmt daran Stoff weg. Ansonsten kann man auch ein Gummiband einziehen, dass den Stoff an den Hals ranholt oder wenn es sich um dehnbaren Stoff handelt und zum Stil passt könnte auch ein Bündchen helfen.
Damit sind wir am Ende dieses Beitrages angelangt. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen oder völlig falsch oder umständlich erklärt. Hoffentlich hat es euch gefallen und ihr konntet neue Erkenntnisse mitnehmen. Falls ihr Ergänzungen, Fragen oder Hinweise habt, dann schreibt sie sehr gern in die Kommentare.
Der Beitrag hat Dir gefallen? Dann teile ihn doch - ich würde mich freuen!
- Die Schulter
- Schulterlänge / Schulterbreite
- Breiter Rücken / breite Schulterblätter
- Schulterformen
- Die schöne Schulterlinie
- Zu tiefer Halsausschnitt
- Zu weiter Halsausschnitt
1. Die Schulter
Die Schulter wird oft eher stiefmütterlich behandelt, dabei hat sie großen Anteil daran, ob ein Kleidungsstück gut sitzt oder nicht. Deshalb mal ein paar allgemeine Ausführungen, denn wann sitzt die Schulter denn richtig?
Die Schulter im Kleidungsstück sollte eurer natürlichen Schulter folgen und weder über die Schulter deutlich hinausragen noch zu eng sitzen. Ärmel und Oberteil sollten daher auf dem Schulterpunkt aufeinandertreffen - natürlich nur sofern es sich nicht um absichtlich überschnittene oder lose Schultern handelt. Dieser Punkt wird anatomisch durch das Acromion bestimmt. Das Acromion ist ein Knochenfortsatz, der oben am Schulterblatt liegt. Das Acromion ist der höchste Punkt der Schulter, daher wird es auch „Schulterhöhe” genannt. Wir können die Schulterhöhe als kleinen Höcker oben an unserer Schulter ertasten.
Weil unsere Körperhaltung leicht nach vorn geneigt ist, wird die Schulternaht in der Schnittmusterkonstruktion in der Regel nicht genau in die Mitte von Vorder- und Rückenteil gelegt, sondern um ungefähr 1cm nach vorn verschoben - das ist für das Auge gefälliger.
Zudem braucht die Schulter hinten bei den runden Schulterblättern etwas mehr Platz als vorn, sodass es sich empfiehlt, die hintere Schulternaht ein wenig länger zu machen und dann eingehalten anzunähen oder durch Dressieren (also Formbügeln) dort etwas Mehrweite zuzugeben.
Ob die Schulter letztlich gut sitzt erkennt man daran, dass sie auf den Schulterpunkt trifft, faltenfrei und bequem ist. Das Oberteil sollte natürlich insgesamt gut fallen - so sollte zB eine Bluse auch bei geöffneter Knopfleiste lotrecht fallen und nicht vorn am Saum stark überlappen oder zur Seite weggezogen werden.
2. Schulterlänge / Schulterbreite
Grundsätzlich handelt es sich bei der Schulterbreite, gemessen von Schulterpunkt zu Schulterpunkt, um ein vertikales Maß, dass also von der Weite beeinflusst wird. Hier geht es aber eher um die Länge der einzelnen Schulter bzw. Schulternaht, daher spreche ich zumeist von der Schulterlänge. Die Schulterlänge ist wohl das häufigste Problem an den Schultern. Wie bereits oben beschrieben, sollte die Ärmelnaht auf dem Schulterpunkt sitzen (links). Ist die Schulterlänge zu lang, überragt die Ärmelnaht den Schulterpunkt und der Ärmel sowie oft auch das Oberteil sitzt zu lose und bildet Falten (mittig). Bei einer zu kurzen Schulternaht bilden sich Zugfalten am Ärmel und oft auch am Oberteil (rechts).
Hinweis: Zunächst stellt sich die Frage, ob ihr tatsächlich die richtige Größe gewählt habt. Das klingt banal, aber in ca. 90% der Fälle, die man mit einer zu weit außen liegenden Ärmelnaht sieht, wurde schlichtweg das Oberteil zu groß gewählt. Gerade Mädchen mit großer Brust wählen eine zu große Größe, weil sie nach der Brustweite gehen. Wenn ihr mehr als ein C-Körbchen habt und das Oberteil insgesamt zu groß geraten ist, dann schaut euch lieber die Full Bust Adjustment an - oft erübrigt sich dann die Schulteranpassung.
Die Schulterlänge lässt sich glücklicherweise recht einfach einpassen. Zunächst messt ihr den Abstand zwischen der Ärmelnaht und eurem tatsächlichen Schulterpunkt. Dieses Maß braucht ihr für die Anpassung.
Nun schneidet die Schulter, sowohl am Vorder- als auch am Rückenteil, ein. Zum einen wird die Schulter circa von der Hälfte der Schulternaht bis zu einem Drittel des Armloches eingeschnitten - nicht durchgeschnitten!
Und zum anderen wird im rechten Winkel dazu bis zur Spitze der Schulternaht eingeschnitten - nicht durchgeschnitten!
Bei breiten Schultern wird mehr Länge benötigt. Für mehr Länge wird nun einfach die Schulterlinie um das benötigte Maß weiter nach aussen geschoben - wer ganz sicher sein möchte, kann vorher die Schulterlinie abzeichnen und daran verschieben, aber in der Regel reicht da Augenmaß. Durch die Einschnitte schieben sich die Teile von selbst zusammen und ermöglichen so die Mehrweite.
Da sowohl Vorder- als auch Rückenteil geändert werden, passen beide Schulternähte natürlich weiterhin aufeinander.
Für schmale Schultern wird Länge nach dem selben Prinzip weggenommen, also die Schulterlinie um das benötigte Maß zusammengeschoben und so verkürzt. Der Einschnitt zur Spitze spreizt sich auseinander und lässt somit die Änderung zu.
Auch hier passen Vorder- und Rückenteil nach der Änderung an den Schulternähten weiterhin aufeinander.
Grundsätzlich bleibt durch die Verbindung der Teile am Armloch die Länge des Armloches unverändert und der Ärmel passt weiterhin. Falls ihr jedoch mehr als 2cm zugeben oder wegnehmen müsst (oder nach der Änderung feststellt, dass der Ärmel nicht mehr gut sitzt), dann solltet ihr die Armkugel ebenfalls anpassen. Bei einer breiten Schulter wird Höhe an der Armkugel weggenommen und für die schmale Schulter zugegeben.
3. Breiter Rücken / breite Schulterblätter
Falls nicht (nur) eure Schulterlinie zu breit ist, sondern der obere Rücken, zB weil ihr ausgeprägte Schulterblätter habt, dann muss natürlich dort gezielt angepasst werden. Ähnlich wie bei einer großen Brust, bei der nur das Vorderteil angepasst wird, wird bei einem breiten Rücken nur das Rückenteil angepasst - ihr solltet auch hier nochmal die Größe überprüfen.
Wo der Rücken zu breit ist und den Stoff spannt entstehen Zugfalten, die quer über den Rücken verlaufen und bis in die Ärmel ausstrahlen. Bei ausgeprägten Schulterpolster sieht man manchmal auch dort direkt den Stoff spannen.
Um zu ermitteln wie viel Mehrweite ihr braucht, messt ihr die Rückenbreite an euch und am Schnittmuster und gebt entsprechend zu. Und falls ihr ein Probeteil habt, dann könnt ihr den Rücken einfach zweimal ungefähr bei der Hälfte der Schulternähte einschneiden und messen wie viel der Stoff aufspringt.
Der Bereich, der am meisten spannt, wird ausgeschnitten (bitte schneidet nicht im unteren Drittel des Armloches ein, das wird sonst etwas holprig) und um die benötigte Weite nach außen geschoben. Das Armloch wird anschließend angeglichen und ist in der Regel kaum länger als zuvor, sodass der Ärmel noch hineinpasst.
Eine andere Variante ist es, das Armloch bis zur Schulterlinie durchzuschneiden und komplett aufzuschieben - das bietet sich vor allem bei überschnittenen oder Kimonoärmeln an. Damit es dadurch nicht an den Schultern zu weit wird, wird ein kleiner Abnäher gesetzt oder wahlweise auch die Schulternaht des Rückenteils eingehalten angenäht (mittig). Will man keinen Abnäher dann kann man das ausgeschnittene Teil auch drehen (rechts).
Ist euer gesamter oberer Rücken, also einschließlich der Schultern, breiter als vorgesehen, wird der Abnäher weggelassen und das Vorderteil ebenfalls angepasst.
Andersrum erfolgt die Anpassung zB bei einem sehr schmalen Rücken, gegebenenfalls einschließlich der Schultern, natürlich nach dem gleichen Prinzip.
4. Schulterformen
Die Form der Schulter lässt sich insgesamt in vier Typen unterteilen.
Von links nach rechts sieht man hier:
- Die normale Schulterform, wie sie typischerweise ausgeprägt ist und auch in den meisten Schnittmustern konstruiert wird.
- Die gerade Schulter, die auch als hohe oder sportliche Schulter bezeichnet wird. Diese hat eine weniger ausgeprägte Neigung in der Schulterlinie.
- Die gegenteilige Ausprägung ist die abfallende Schulter, die auch Hängeschulter genannt wird.
- Letztlich geben ausgeprägte Schulterknochen den Schultern eine geschwungene Form.
a) gerade Schulter
Bei einer geraden Schulter fehlt es vom Halspunkt bis zum Schulterpunkt zunehmend an ausreichend Platz, daher bilden sich Zugfalten, die nach außen hin deutlicher werden.
Ist das Oberteil sehr lose geschnitten, dann zieht die hohe Schulter den Stoff auch etwas nach oben und spannt ihn, so entstehen Querfalten direkt unter dem Halsausschnitt - übrigens auch hinten oft zu beobachten.
Behoben wird dieses Passformproblem durch ein Erhöhen der Schulterlinie vom Halsansatz bis zum Schulterpunkt. Für das genaue Maß am besten die Naht auftrennen, ein Stück Stoff unterlegen und daran dann so feststecken (lassen), dass die Falten verschwinden. Ansonsten einfach ein oder zwei Zentimeter zugeben und sich dann langsam annähern. Ist das richtige Maß gefunden, wird anschließend das gesamte Armloch verlegt, also komplett nach oben verschoben, so passt der Ärmel weiterhin hinein.
b) abfallende Schulter
Abfallende Schultern sorgen dafür, dass zum Schulterpunkt hin Stoff vorhanden ist, der nicht ausgefüllt werden kann und daher faltig herunterhängt. Man kann dies auch an Falten am Armloch, wenn der Ärmel noch nicht eingesetzt ist, und knapp oberhalb der Brust, wo der Stoff sich nahezu quer faltet, erkennen. Daher sind im Übrigen Anproben zwischendurch sehr zu empfehlen!
Die Anpassung erfolgt indem man Stoff wegnimmt und so die Schulterlinie etwas schräger stellt - man 'hebt die Schulter'. Das Maß lässt sich recht gut ermitteln, wenn jemand euch mit Stecknadeln die neue Schulterschräge absteckt.
Damit der Ärmel weiterhin ins Armloch passt, wird das Armloch ebenfalls nach unten versetzt.
Übrigens ist dies genau der Effekt, der sich einstellt, wenn ihr Schulterpolster heraustrennt oder weglasst. Im Gegenzug kann man hervorragend mit Schulterpolster testen, ob diese Anpassung wegen abfallender Schultern nötig ist. Falls ihr gerade keine Schulterpolster im Haus habt, könnt ihr ein Sockenknäuel zurechtknautschen und benutzen - für eine kurze Überprüfung reicht das auch.
c) ausgeprägte Schulterknochen
Da nicht die gesamte Schulterschräge mehr Höhe braucht wird hier wieder eingeschnitten. Rund 2-3cm unterhalb des Schulterpunktes wird das Armloch bis ungefähr zur Hälfte der Schulterlänge eingeschnitten - nicht durchgeschnitten!
Anschließend wird der eingeschnittene Keil etwas angehoben und das Armloch angepasst. Damit auch der Ärmel weiterhin ins Armloch passt, wird der Ärmel ebenfalls eingeschnitten und aufgedreht.
Manchmal genügt die Anpassung vorn, wenn nur dort die Schulterrundung entsprechend ausgeprägt ist. In diesem Falle wird natürlich nur das Vorderteil angepasst und anschließend schneidet man den Ärmel dann nicht durch, sodass die hintere Armkugel gleichlang bleibt, und sperrt nur vorn den Ärmel auf.
d) vorgezogene Schulter
Die vorgezogene Schulter wird zukünftig wohl öfters vorkommen, denn sie entsteht häufig durch viel Computerarbeit. Es handelt sich um ein umfängliches Problem, denn durch die Neigung der äußeren Schulter nach vorn spannt es hinten am Rücken und das hintere Armloch ist zu kurz, gleichzeitig entsteht vorn zu viel Weite und das vordere Armloch ist zu lang.
Entsprechend müssen sowohl das Oberteil als auch der Ärmel angepasst werden. Die nach vorn geneigte Schulter lässt sich bedauerlicherweise kaum bemessen, sondern man muss sich bei den Änderungen herantasten.
Sowohl am vorderen als auch am hinteren Oberteil wird ca. auf halber Länge von Schulter und Armloch eingeschnitten. Vorn wird Länge und Weite reduziert und hinten gleichermaßen zugegeben. Gleichzeitig wird die Armkugel nach vorn verschoben, sodass der Schulterpunkt ungefähr um das Maß der Längenanpassung im Oberteil verschoben wird.
Achtung: Durch diese Änderung wird die Schulterlinie vorn schmaler und hinten breiter, daher muss das Rückenteil beim Zusammennähen etwas eingehalten werden (ggf. mit Hilfsnaht).
5. Die schöne Schulterlinie
Für eine schöne Schulterlinie gibt es natürlich auch Hilfsmittel. Das sind zB die bekannten
a) Schulterpolster
In den 40er und 50er Jahren wurden oft und gern Schulterpolster in Kleidern, Blusen und Pullovern verwendet - die sorgten neben der schmalen Taille auch für die gewünschte Sanduhrensilhouette.
Allerdings waren das natürlich keine von diesen schrecklichen, übertriebenen Schulterpolstern, wie wir sie aus den 80er Jahren kennen, sondern zurückhaltender. Doch trotz dieser Zurückhaltung sitzt so manches Oberteilen eben nur mit Schulterpolstern so richtig gut. Somit kommt man auf Dauer nicht um Schulterpolster herum, wenn man nach den alten Schnitten näht, daher möchte ich euch eine Anleitung aus der Elsa zeigen wie man die selbst machen und dann auch die Höhe bestimmen kann:
Es gibt natürlich auch fertige Schulterpolster für jeden Anlass zu kaufen: Halbmondpolster für Kleider und Blusen, Raglanpolster, Mantelpolster, Blazerpolster und herausnehmbare Polster. Welches Polster sich am besten eignet kommt auf das gewünschte Kleidungsstück an.
Eingenäht werden Schulterpolster mit Handstichen am Ende (für Anproben aber bitte unter die Schulter schieben). Dabei sollte das Polster ca. 1cm über den Schulterpunkt hinausragen, damit die Schulter nicht zu abrupt endet.
Besonders unauffällig sind Schulterpolster übrigens dann, wenn man sie von unten noch mit dem Oberstoff bezieht:
Tipp: Wenn eure Schulterausprägungen asymmetrisch sind, also zB eine Schulter von der Form her normal ist und die andere abfallend, dann macht ein Schulterpolster auf einer Seite mehr Sinn als die Anpassung an die Abweichung. Das bringt die Silhouette wieder in Symmetrie und ist daher für das Auge gefälliger.
b) Ärmelfische
Ärmelfische sind eine Versteifung in der Armkugel. Ärmelfische sollen verhindern, dass der Ärmel ab Schulterpolster nach unten in sich zusammenfällt, oder sollen zB Puffärmeln mehr Halt geben.
Unschwer zu erkennen sind links keinerlei Hilfsmittel eingenäht und auf der rechten Seite des Bildes sind sowohl ein kleines Schulterpolster als auch ein Ärmelfisch eingenäht. Die Schulter ist unaufdringlich gerade geformt und die Armkugel fällt rund und weich.
Für die Ärmelfische habe ich einfach aus Vlieseline M12 zwei Streifen 30cm x 7cm geschnitten. Dann die Streifen der Länge nach gefaltet, so dass eine Seite rund 3-4mm breiter ist und die andere leicht überlappt, dadurch entsteht keine Kante im Stoff.
Anschließend werden die zusammengeklappten Streifen so an die Nahtzugabe der Ärmeleinsatznaht genäht, dass der breitere Streifen oben in den Ärmel zeigt. Der Fisch sollte leicht nach hinten versetzt sein, also liegt die Mitte des Ärmelfisches ca. 1-2cm hinter der Schulternaht. Zuletzt werden die Enden oval zugeschnitten, damit der Übergang weich ist und sich keine unschönen Kanten bilden.
So sehen Schulterpolster und Ärmelfisch auf links gedreht aus - die Nahtzugabe der Ärmeleinsatznaht liegt zwischen Polster und Fisch und kann sich daher nicht rausdrücken. Klappt man den Fisch nach innen ist die breitere Seite oben. Das Polster ist hier übrigens nicht bezogen worden, weil die Jacke noch gefüttert wurde.
Ärmelfische kann man auch gut bei Blusen verwenden, damit der leichte Blusenstoff Unterstützung im Puffärmel erhält und nicht zusammenfällt. Da benutzt man dann zB einen Ärmelfisch aus dem Oberstoff und versteift ihn ein wenig. Je nach gewünschter Silhouette, Stoff und Ärmelform braucht es mehr oder weniger Stand durch den Ärmelfisch und daher variiert auch der zu verwendende Stoff.
6. Zu tiefer Halsausschnitt
Ist der Halsausschnitt hinten zu tief, dann fehlt ihm der Halt, er rutscht nach unten und zieht die Schulternaht mit sich, sodass der vordere Halsausschnitt unbequem am Hals hochrutscht. Ein zu tiefer Halsausschnitt bringt folglich das ganze Kleidungsstück aus der Balance.
Achtung: Das gleiche Faltenbild ergibt sich, wenn das Oberteil an der Brust zu eng ist und sich daher der Stoff hochschiebt. Durch das Hochschieben vorn, wird die Seitennaht ebenfalls mit angehoben und zieht das Rückenteil mit sich, sodass auch hier das Oberteil die Balance verliert, daher bitte vorab prüfen, ob es an der Brust lose genug ist.
Korrigiert wird der zu tiefe Halsausschnitt einfach indem er angehoben wird (links). Falls ihr euer Stück nachträglich korrigieren müsst, dann wird das gesamte Rückenteil angehoben bis der Halsausschnitt korrekt sitzt und anschließend die Schulterlinie und das Armloch neu zugeschnitten. Dadurch wird die Rückenlänge verkürzt, sodass an der Taille Länge zugegeben werden muss (zB durch ein Taillenband) (rechts).
7. Zu weiter Halsausschnitt
Hinweis: Auch hier bitte auf die richtige Größenwahl achten! Wenn nicht nur der Halsausschnitt, sondern auch die Schulter zu weit ist, spricht dies auch wieder eher für eine grundsätzlich zu groß gewählte Größe.
Bevor ihr Änderungen vornehmt, schaut bitte einmal, dass ihr beim Nähen nicht am Stoff gezogen habt - das betrifft besonders die dehnbaren Stoffe, aber auch feste Stoffe werden störrisch, wenn man sie zu gespannt abgesteppt hat.
Am einfachsten lässt sich die Weite durch Abnäher oder Falten wegnehmen. Charmant an Abnähern ist insbesondere, dass sie noch nachträglich eingefügt werden können. Wer keine Abnäher mag, fügt eine Teilungsnaht ein und nimmt daran Stoff weg. Ansonsten kann man auch ein Gummiband einziehen, dass den Stoff an den Hals ranholt oder wenn es sich um dehnbaren Stoff handelt und zum Stil passt könnte auch ein Bündchen helfen.
8. Schlusswort
Damit sind wir am Ende dieses Beitrages angelangt. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen oder völlig falsch oder umständlich erklärt. Hoffentlich hat es euch gefallen und ihr konntet neue Erkenntnisse mitnehmen. Falls ihr Ergänzungen, Fragen oder Hinweise habt, dann schreibt sie sehr gern in die Kommentare.
Der Beitrag hat Dir gefallen? Dann teile ihn doch - ich würde mich freuen!
Ein ganz großes DANKESCHÖN für diesen Beitrag! Ich mochte schon die anderen Beiträge aus dieser Serie (FBA, Abnäher usw.) gern. Eingängig erklärt und anschaulich grafisch aufbereitet. Danke & LG Manuela
AntwortenLöschenBoah, so viel Wissenswertes in gut verständliche Worte gepackt, findet man äußerst selten. Ich bin begeistert!!!
AntwortenLöschenDer Fall eines Oberteils wird auch durch die Schultern vorgegeben. Ich habe dabei schon viel "Mist" gesehen. War mir aber auch nicht sicher, wie es richtig sein sollte. Dein Bericht hat mir sehr geholfen.
Eine Frage hätte ich aber. Was mache ich bei ausgeprägten Oberarmen? Wie behandele ich da den Schulterpunkt? Wenn ich die Ärmelnaht auf dem regulären Schulterpunkt ausrichte, wirkt der Oberarm spack (eingequetscht). Wenn ich aber den Schulterpunkt nach außen versetze, beame ich mich zurück in die 90er Jahre mit den überdimensionierten Schultern. Bisher habe ich keine Lösung gefunden. Vielleicht hast du eine Idee.
LG Martina
Hallo Martina :)
LöschenDas ist tatsächlich etwas schwierig, wenn man schmale Schultern, aber kräftige Oberarme hat, dann verschlimmert das verschmälern der Schultern das Oberarmproblem und andersrum. Ich würde Dir einen Kompromiss empfehlen und leichte Schulterpolster einfügen. Die brauchen ein größeres Armloch und verschaffen den Oberarmen etwas mehr Platz 'von oben' und parallel dazu eine Vergrößerung für den Oberarm (zB hier). Dabei dann mal schauen, ob Schulterpolster schon reichen oder diese noch einen cm über den Schulterpunkt hinausgehen müssen, damit es am Oberarm bequem ist. Das ist nicht ganz ideal, aber ein gutes Maß und in der Regel sollte es dann auch nicht zu überdimensioniert wirken.
Gutes Gelingen und berichte doch gern, ob es etwas genutzt hat :)
Herzliche Grüße, Anne
Du kannst auch die Ärmelkugel flacher machen. Dann ist die Strecke kürzer und Du kannst den die fehlende Länge an der Unterarmnaht dazugeben.
LöschenJe nach Stoff kann die Ärmelkugel auch bis zu 2,5 cm länger sein als das Armloch. Das hält man dann beim Einnähen ein. So viel geht allerdings nur bei Wollstoffen.
Du bist einfach die Beste. Bei mir kommen in jede Jacke Schulterpolster ich finde dann sitzen Jacken einfach schöner, ganz dünne. Oft haben Frauen auch tiefe BhTrägereinprägungen (ich z.B.) die kann man damit prima verstecken. Jede Herrenjacke bekommt Polster aus Roßharr die in die komplette Vorderfront ragen, so etwa bis Armloch tiefe. Schön dünn 1 x Roßhaar 1x dünnes Vlies. Im Reverbereich pikiert und das hält ewig die Form. Für teure Damen/ Wollstoff arbeite ich immer noch so. Lg Irmgard
AntwortenLöschenHallo Irmi :)
LöschenIch hatte gerade das Glück noch Rosshaar zu ergattern - das wird eine ganz neue Erfahrung und ich bin schon sehr gespannt drauf. Leider fehlt mir gerade einfach die Zeit für Experimente, aber das kommt schon wieder ;)
Liebe Grüße, Anne
Danke für den super informativen Beitrag! Habe mit dem Thema gerade beim Nähen für den Partner zu tun. 😊
AntwortenLöschenDie Methoden für Änderungen finde ich soweit nachvollziehbar und gut. Nur mit einer Sache bin ich nicht ganz zufrieden. Bei der Anpassung für breiten Rücken, wenn das Ärmelteil herausgedreht wurde und der für ausgeprägte Schulterknochen bleibt die Schulternaht gebogen. Ich denke, sie sollte immer gerade ausgeglichen werden.
AntwortenLöschenVielen Dank für diesen Beitrag! Regina
Mensch, Regina, Du hast völlig recht! Das ist mir durchgegangen, da bessere ich nochmal nach!
LöschenViele Grüße, Anne
Was für ein ausführlicher, informativer Beitrag. Ich liebe Deine gut erklärten Problem-Beschreibungen und die entsprechenden Lösungen. Habe erst vor Kurzem mit Deiner FBA-Erklärung ein Kleid für meine Tochter angepasst. Hat wunderbar funktioniert. Die Schulterhinweise werden vor allem mir helfen, da ich bisher auch dazu tendierte, wegen etwas breiterer Schultern eine Größe größer zu nähen. Danke und liebe Grüße von Ina
AntwortenLöschenOh, das freut mich, wenn die Anleitungen auch nutzen - wie schön! :)
LöschenEin ganz wundervoller Artikel, vielen Dank! Bei den Schulterlinien ist vieles in den Schnitten auch der aktuellen Mode bzw. Linienführung geschuldet. Überschnittene Schultern waren gerade sehr in, während bei Retroschnitten die Schulernaht oft viel näher am Hals liegt. Gerade bei Blusen und Kleidern lohnt es sich daher die Abbildungen zum Schnitt genau zu betrachten, bevor man loslegt. LG Kuestensocke
AntwortenLöschenDas stimmt, das ist mir auch schon oft aufgefallen. Ich nehme den Hinweis nochmal mit auf, damit niemand seine überschnittenen Schultern auf Teufel komm' raus kürzt ;)
LöschenVielen Dank für alle Deine Technik-Beiträge! Sie sind wirklich sehr gut und ansprechend erklärt, und beispielsweise in den über die Ärmel (meine Achilles-Ferse ...) gucke ich immer mal wieder rein, um mich zu vergewissern. Bitte weiter so!
AntwortenLöschenLieben Gruß, Frau Buttonbox
Vielen Dank für deine wunderbaren und verständlichen Erklärungen. Jetzt weiß ich wo ich nachschauen muss, wenn ich mein nächstes Schnittmuster anpasse. Gerade die Erklärungen für Schulter und Rücken werden mir helfen, da muss ich nämlich noch dran arbeiten.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Petra
Sehr hilfreicher, gut erklärter Beitrag. Vielen Dank dafür!
AntwortenLöschenVielen vielen ❤️Lichen Dank. Endlich mal eine gut gelungene Hilfe für Probleme die wohl jede Hobby Näherin kennt. Ich bin Fan von Beswingtes Allerlei!!! Ein Fach nur super.
AntwortenLöschenDanke für diese ausfühlichen Erklärungen :)
AntwortenLöschenIch habe eher breite Schultern und muss deshalb häufig anpassen. Jetzt habe ich aber bei einem Oberteil das Problem, dass die Schulter trotzdem noch nich ganz sitzt. Das Oberteil passt zwar von der Breite, aber von der Höhe nicht ganz, sodass praktisch über der Schulter etwas Luft nach oben im Oberteil ist. Ich überlege jetzt am Vorder und Rückteil jeweils ein bisschen was wegzunehmen, bin mir aber nicht sicher wie ich dann den Ärmel am besten daran anpasse.
Zudem frage ich mich wie ich das in Zukunft verhindern kann, also wie ich am besten meine Schulter ausmesse und das mit dem Schnittmuster abgleichen kann, um zu gucken, ob und wo Anpassungen notwendig sind. Ich gucke mich einfach mal noch auf deiner Seite um, finde deine Anleitungen zu den Anpassungen echt gut.
Hallo, ich habe mal eine Frage. Eine gekaufte Blusen (Tunika mit rundem Halsausschnitt) rutscht ständig nach hinten. Wie könnte ich die Bluse korrigieren?
AntwortenLöschenDanke für die Hilfe
Judit Nothdurft
Wenn die Bluse nach hinten rutscht,ist die vordere Schulter zu lang und vermutlich das Rückenteil zu kurz ( da holt sich der Rücken die fehlende Länge)
AntwortenLöschenDanke für deine Mühe! Mir rutschte auch die Bluse nach hinten und würgte mich. Den Schnitt an der Schulter vorne 4 cm gekürzt und hinten verlängert, den Ärmelschnitt auch angepasst indem ich die Kuppe um 4 cm Richtung Vorderteil verschoben habe. Nächste Bluse passt jetzt 1a!
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